Ausstellung: Wie kann Unendlichkeit erfahrbar gemacht werden?
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz und in Erinnerung an die Tradition akademischer Preisfragen lud die Junge Akademie | Mainz Studierende aller Fachrichtungen zur Lösung des folgenden Problems ein:
Wie kann Unendlichkeit erfahrbar gemacht werden?
In Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung.
Kontakt für Rückfragen Dr. Aglaia Schieke, aglaia.schieke@adwmainz.de
1. Hauptpreis: Cajus Grabmeier
Die Musikalische Entbergung der Unendlichkeit.
Musikkomposition von Cajus Grabmeier
Die musikalische Komposition ist in zwei Teile gegliedert. Zu Beginn wird das Risset-Glissando
(Shepard tone) instrumental interpretiert. Die scheinbar nicht enden wollende, abwärts laufende Tonleiter kommt der Unendlichkeit klanglich am nächsten. Der direkt anschließende zweite Teil versucht, die katalysierende und antreibende Facette der Unendlichkeit mit synthetischen Klängen wiederzufinden. Ein Prozess, der einmal in Gang gesetzt ist und sich scheinbar nicht stoppen lässt.
2. Hauptpreis: Sophia Kisner

Infinito im Non-finito
Die Unendlichkeit als nie endender Schaffens- und Rezeptionsprozess.
Essay von Sophia Kisner
Insbesondere eine Disziplin wie Kunstgeschichte mit ihrem Objektbezug bietet sich an, um die
Erfahrbarkeit abstrakter Konzepte zu diskutieren. Das belegen zahlreiche Werke aus verschiedenen Epochen, die Unendlichkeit mithilfe verschiedener Lösungsansätze darstellbar und erfahrbar machen. Ihnen ist gemein, dass sie Zeit- und Raumlosigkeit evozieren – allerdings ist die Erfahrung von Unendlichkeit in der Kunst nicht nur an eine konventionelle Evokation von Weite gekoppelt, wie der Essay zeigen soll.
Nebenpreis: Birger Bigalke, Linus Dietrich, Iris Hebbeker, Alexander Leemhuis, Ioannis Nezis, Simon Wannagat, Eva Marie Zeine
Traumreise-Dialog.
Auditives Format von Birger Bigalke, Linus Dietrich, Iris Hebbeker,
Alexander Leemhuis, Ioannis Nezis, Simon Wannagat, Eva Marie Zeine
Das Projekt ermöglicht einen interdisziplinären, künstlerisch-mathematischen Zugang zur
Unendlichkeit. Unendlichkeit ist als mathematisches Konzept bedeutsam für viele Bereiche des täglichen Lebens. Dennoch ist es dem Menschen durch seine beschränkte Vorstellungskraft nicht möglich, Unendlichkeit im Geist zu visualisieren oder selbst zu erfahren.
Anerkennungspreis: Josefine Kuschnereit

Ameise auf Flaschenhals.
Gemälde von Josefine Kuschnereit
Für die Annäherung an Themen, die scheinbar unbegreiflich sind, kann es helfen, sich der Thematik
mithilfe einer kindlichen Perspektive zu nähern. Deshalb hat sich die Künstlerin dazu entschieden,
ein auf den ersten Blick simples Bild zu malen, das eine Ameise darstellt, die auf dem Rand eines Flaschenhalses entlangläuft.
Anerkennungspreis: Elena Christin Hummel

Mikroskopie – das unendlich Kleine.
Videobeitrag von Elena Christin Hummel.
In der Forschung und Entwicklung ist das Mikroskop nicht wegzudenken. Bildgebende Maßnahmen sind eine Kernkompetenz der Hochschule Koblenz. Die facettenreiche Materialforschung am Westerwaldcampus beschäftigt sich schlussendlich mit dem, was im Kleinsten geschieht und dessen Auswirkungen auf die Materialeigenschaften. Der Beitrag ist eine Kombination aus Materialforschung, Alltagsbeispielen und Literatur. Bis auf Letzteres stammen alle Mikroskopiebilder von der Künstlerin.
Weitere Ausstellende
›Unendlichkeit in der Zeit‹: Julio Alejandro Caceda-Adrianzen

Unendlichkeit in der Zeit.
Essay von Julio Alejandro Caceda-Adrianzen
Die Suche nach dem Unendlichen ist wahrscheinlich auf unsere Angst vor dem Endlichen zurückzuführen, etwa unserer eigenen Endlichkeit. Der Aufsatz soll diese Ängste ein Stück weit überwinden, indem er aufzeigt, dass wir bereits Zugang zur Unendlichkeit haben. Wir müssen jedoch unser Verständnis der Zeit neu denken, um sie als solche wahrnehmen und erfahren zu können. Denn wie im Laufe des Aufsatzes gezeigt wird, haben Wissenschaft und Kunst das Unendliche bereits greifbar gemacht.
›Praedestinatio I - David‹: Francesco Borghetti

Praedestinatio I - David
Musikkomposition von Francesco Borghetti
Das vom Künstler für ein grosses Instrumentalensemble komponierte Musikstück »Praedestinatio I - David« ist Teil seines aktuellen Forschungsprojekts, das darin besteht, ein Musikstück nicht als eine Kombination einzelner formaler Elemente zu betrachten, sondern als ein Objekt, das »Klangblock« genannt werden könnte.
›Unendlichkeit erfahrbar machen‹: Eva Glomski
Unendlichkeit erfahrbar machen.
Musikkomposition von Eva Glomski
Wenn sich die Prozesse des Wartens wie eine Ewigkeit anfühlen, z.B. wenn man als Kind das Weihnachtsfest ersehnt oder in der Warteschlange bei der Post steht. In diesen Momenten zieht sich die Zeit in eine unendliche Länge. Das Projekt der Künstlerin ist ein Lied und gleichzeitig eine Einladung, sich spielerisch mit dem Konzept der Unendlichkeit auseinanderzusetzen. Es gibt Denkanstöße, welche Momente sich wie Ewigkeiten anfühlen.
›Wieso wir jeden Tag Unendlichkeit erleben – Ein Text in drei Paradoxien über den Schlaf‹: Malte Jackisch

Wieso wir jeden Tag Unendlichkeit erleben – Ein Text in drei Paradoxien über den Schlaf.
Essay von Malte Jackisch
Im Text »Wieso wir jeden Tag Unendlichkeit erleben – Ein Text in drei Paradoxien über den Schlaf« geht es darum, wieso wir Unendlichkeit nicht erfahrbar machen müssen. Wir erleben Unendlichkeit jeden Tag: beim Einschlafen und Träumen. Der Text ist keine ernste wissenschaftliche Abhandlung, sondern verbindet spielerisch eigene Erfahrungen, philosophische Konzepte und mathematische Ideen miteinander –
und das in möglichst leichter Sprache.
›Die unendliche Geschichte‹: Anja Niebeling

Die unendliche Geschichte.
Interaktive Erzählung von Anja Niebeling
Unendlichkeit als interaktive Erzählung, als belletristisch-spielerische Erfahrung, wobei das Wasser der Protagonist ist. Wasser als Niederschlag und Dunst in unendlichem Kreislauf. Medium der Gestaltung ist Excel. Um die Lesenden bei der Erzählungsgestaltung zu orientieren, ist dem Text ein fixes Skelett zugrunde gelegt. Jedes Wort, das ausgetauscht wird, verändert einen Aspekt der Geschichte.
›Das Paradies ist zahm‹: Lisa-Marie Preuss

Das Paradies ist zahm.
Gedicht von Lisa-Marie Preuss
Sich dauerhaft um sich selbst zu kümmern, sich immer wieder um die eigene Gesundheit zu bemühen ist fast wie Rasenmähen, Blumen gießen oder Unkraut jäten. Und diese Aufgabe hört erst mit dem Ende des Gartens, also dem Ende des Lebens auf. Wie schafft man es, mit diesem Garten in Frieden zu koexistieren? Wie kann man darin und damit leben, wie kann man Platz darin für andere schaffen? Dieses Ich möchte Frieden mit sich selbst finden und eine neue, positive Unendlichkeit mit sich selbst schaffen.
Die Potenz des Universums: Katrin Wilhelm

Die Potenz des Universums.
Videobeitrag von Katrin Wilhelm
Für uns Menschen sind große Zahlen kaum vorstellbar, geschweige denn begreifbar. 10 (10^1) Menschen sind noch leicht vorstellbar, es entspricht ungefähr der engsten Familie mit Eltern, Geschwistern und Großeltern. Um die Unendlichkeit zu verstehen, muss man sich eine Vorstellung von sehr großen und sehr kleinen Zahlen machen, denn Unendlichkeit existiert in beide Richtungen.
Multimedialer Erlebnisraum: Sophia Wenzel & Maya Woolfolk
Multimedialer Erlebnisraum.
von Sophia Wenzel & Maya Woolfolk
In der Mitte des Raumes befindet sich eine Säule. Auf diese werden Zahlen projiziert. Dabei werden die Zahlen noch einmal reflektiert, da die Wände, genau wie die Säule selbst, aus Spiegeln bestehen. Der Zuschauer ist dadurch von allen Seiten mit Zahlen umgeben und wird selbst Erlebnis. Gleichzeitig werden die Zahlen von einer Audio-Datei abgespielt, um zusätzlich die auditive Wahrnehmung anzusprechen.
Weitere Informationen zu den Ausstellenden
›Wie kann Unendlichkeit erfahrbar gemacht werden?‹: Léonard Wiesendanger

Wie kann Unendlichkeit erfahrbar gemacht werden?
Essay von Léonard Wiesendanger
»Ein Blatt fällt. Der Wind gibt ihm immer
wieder Auftrieb. Das Blatt dreht
sich um seine eigene Achse und
flimmert. Eine Seite ist dunkel.
Eine Seite ist hell.«