Projektbeschreibung

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Titelblatt des Erstdrucks von Franz Schuberts Liedern op. 4 (Der Wanderer, Morgenlied, Wanderers Nachtlied), erschienen bei Diabelli, Wien 1821 (Musikwissenschaftliches Institut der Universität Tübingen)

Die Neue Schubert-Ausgabe ist eine wissenschaftlich-kritische Edition sämtlicher Werke Franz Schuberts (1797–1828). Ihre insgesamt 84 Bände sind nach Werkgruppen in acht Serien geordnet und schließen ein Werkverzeichnis, Dokumente zur Biographie und Quellenkataloge mit ein. Jeder Notenband nennt im Anhang die wichtigsten Quellen und Lesarten und wird durch einen separaten Kritischen Bericht ergänzt. 

Die Neue Schubert-Ausgabe versteht sich als kritische Gesamtausgabe, die auch der musikalischen Praxis dienen möchte. Diese doppelte Ausrichtung nimmt sie besonders ernst, auch im Sinne einer gesellschaftlichen und kulturellen Verantwortung.

„Kritische Edition“ bedeutet, dass die Neue Schubert-Ausgabe sämtlichen erreichbaren Quellen nachgeht und nicht nur ihre Varianten dokumentiert, sondern auch versucht, den Entstehungsprozess eines Werkes nachzuzeichnen. Dieser kann sich entweder in einem einzigen Autograph spiegeln (in verschiedenen Schreibschichten und Korrekturen) oder in mehreren Quellen (Autographen, Abschriften, Drucken), die unterschiedliche Fassungen einer Komposition überliefern.

Als „offene Ausgabe“ gibt die Neue Schubert-Ausgabe unterschiedliche Fassungen je nach Bedeutung und Umfang als Alternativen zum Haupttext wieder (ossia-Systeme), erwähnt sie in Fußnoten oder druckt sie vollständig ab. Um heutigen Interpreten die Möglichkeit zu geben, Veränderungen und Verzierungen, die zu Schuberts Zeit üblich waren, zu studieren und zu erproben, werden verzierte Fassungen und für den Vortrag eingerichtete Kompositionen in den Anhang der Notenbände aufgenommen, sofern sie aus Schuberts Umkreis stammen und von Schubert – zumindest mutmaßlich – autorisiert sind.

Seit 1965 entsteht die Neue Schubert-Ausgabe an zwei Arbeitsstellen in Tübingen und Wien. Das internationale Projekt wird von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur betreut und ist am Musikwissenschaftlichen Institut der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, sowie am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, angesiedelt.