Projektbeschreibung
Matthias Flacius (1520-1575), der sich selbst den Beinamen Illyricus gab, gehört zu den scharfsinnigsten, aber auch zu den meist gehassten Gelehrten seiner Zeit. Seine intellektuelle Vielseitigkeit mit Interessen für Politik und Geschichte, Astronomie/Astrologie und Geographie, Theologie und Hermeneutik sowie seine Teilnahme an den theologischen Kontroversen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben ihm ein unverkennbares Profil verliehen. Der Briefwechsel des Flacius spiegelt dies wider und bietet zudem Einblick in ein Gelehrtennetzwerk, das sich über ganz Europa erstreckte.
Die Korrespondenzen erlauben es, den damaligen Kultur- und Ideentransfer nachzuvollziehen, Flacius‘ konzeptionelles Denken, die Entwicklung seiner Theologie und seine Teilnahme bzw. Teilhabe an den wissenschaftlichen und politischen Entwicklungen seiner Zeit zu erheben sowie nicht zuletzt die alltagsgeschichtlichen Erfahrungen eines »Konfessionsmigranten« nachzuzeichnen. Bisher wurde der Briefwechsel des Flacius nur punktuell gesichtet und einzelne Teile abgedruckt. Flacius – Briefwechsel Digital bietet eine Gesamtedition der Korrespondenz, einschließlich der Widmungsvorreden und handschriftlichen Zueignungen mit historischen Kontextualisierung sowie textkritischen und sachlichen Anmerkungen. Zugleich werden die Briefe so aufbereitet, dass eine zuverlässige, forschungsbezogene Auswertung möglich wird, und zwar durch die XML/TEI-basierte Auszeichnung nicht nur der textlichen Überlieferung, sondern auch von Entitäten, durch die Verknüpfung mit Normdaten und durch eine Kategorisierung, die sich an ausgewählten Grundthemen orientiert.