Überlieferungsmodell

Zu einem vertieften Verständnis der Briefsammlung des Liber epistolarum wird dessen digitale Edition um eine Analyse aller sechs projektrelevanten Briefsammlungen (B, M, W, Wr Z und R) ergänzt, die überlieferungsgeschichtlich akzentuiert ist und auf komponierte Sammlungen als dem dominierenden Format der Überlieferung der Briefe Hildegards abhebt.

Projektrelevante Handschriften

Zur Überlieferungsmodellierung sind die Briefe Hildegards von Bingen aus den sechs Handschriften mit umfangreichen Briefsammlungen erfasst worden. Diese Handschriften stammen aus dem zeitlichen und räumlichen Umfeld Hildegards:

B = Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. qu. 674, fol. 25ra-56rb;

M = Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. theol. lat. fol. 699, fol. 54v-85r;

R = Wiesbaden, Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain (ehemals: Wiesbaden, Hessische Landesbibliothek) Hs 2 („Riesenkodex“), fol. 328ra-434ra;

W = Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 881 (Theol. 747), fol. 1r-119v;

Wr = Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 963 (Theol. 348), fol. 42vb-168rb;

Z = Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 4° 253; fol. 27r-59v, fol. 75r-75v, fol. 76r-93v.

Erfassung der Metadaten

Die Handschriften nutzen - mit Ausnahme von M - den Begriff „epistolae“ („Briefe“) zur Bezeichnung der Textsammlungen und damit die Gattungsbezeichnung für einen Text, der geeignet ist, „an jemanden gesendet“ zu werden, der also Absender und Empfänger hat, im Gegensatz zum Terminus „litterae“, der einen Text als ein „Geschriebenes“ bezeichnet. Da also davon auszugehen ist, dass jeder Brief (epistola) einen Absender und einen Empfänger hat, sind die diesbezüglichen in den Texten festgehaltenen Informationen Bedingungen, einen Text als Brief auszuzeichnen. Dem Textteil, der diese Informationen liefert, kommt unabhängig von seiner Gestaltung die Funktion einer Inscriptio zu. In Orientierung an den Inscriptiones sind die in den Sammlungen überlieferten Briefe voneinander abgegrenzt erfasst und die Anzahl der Briefe bestimmt worden (56 in B, 44 Briefe in M, 141 in W, 274 in Wr, 108 in Z).

Des Weiteren sind die relevanten Informationen zu den Briefen aus allen sechs projektrelevanten Handschriften in jeweils einer Tabelle eingetragen worden. Aufgenommen worden sind folgende Informationen (Metadaten): die von den Editorinnen nach der oben dargelegten Weise zugewiesene Briefnummer, Folio-Angabe für Beginn und Ende eines Briefes, Inscriptio, Incipit und Explicit. Bei jedem Brief sind die Paralleltexte aus den anderen Sammlungen eingetragen (“VergleichbarMit”). Zudem sind die Briefpartner (Absender und Empfänger) in allen sechs Handschriften identifiziert worden. Sie sind mit Name, Rang bzw. Funktion und dem im Briefkontext erschließbaren Ort erfasst worden. Wenn vorhanden, ist der Wikidata-Eintrag hinzugefügt worden.

Datenbeschreibung
UUID: Dem Brief zugewiesener Universally Unique Identifier (UUID)
Ms: Sigle für die Handschrift (Hs.), in der der Brief vorliegt
Briefnr: Reihennummer des Briefes in der Hs. nach Dreyer/Zátonyi.
Rel: Reihennummer jenes Briefes, der als Anfrage- bzw. Antwortbrief mit dem jeweiligen Brief ein Briefpaar bildet
folStart: Folionummer/Spalte, auf der der Brief beginnt
folEnde: Folionummer/Spalte, auf der der Brief endet
Absender1: Im Editionsprojekt bestimmte Bezeichnung für den Absender
Absender1Name: In der Hs. vorliegender Name (ggf. ein Monogramm)
Absender1Rolle: Dem Absender in der Hs. zugewiesener Rang bzw. Funktion
Absender1Ort: Lokale Zugehörigkeit des Absenders
Absender2: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1“
Absender2Name: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Name“
Absender2Rolle: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Rolle“
Absender2Ort: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Ort“
Empfaenger1: Im Editionsprojekt bestimmte Bezeichnung für den Empfänger
Empfaenger1Name: In der Hs. vorliegender Name (ggf. ein Monogramm)
Empfaenger1Rolle: Dem Absender in der Hs. zugewiesener Rang bzw. Funktion
Empfaenger1Ort: Lokale Zugehörigkeit des Absenders
Empfaenger2: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1“
Empfaenger2Name: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Name“
Empfaenger2Rolle: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Rolle“
Empfaenger2Ort: Im Falle eines zweiten Absenders wie „Absender1Ort“
Inscriptio: Überschrift des Briefes, in dem Absender und/oder Empfänger genannt wird
Incipit: Die ersten vier Worte im Brieftext
Explicit: Die letzten vier Worte im Brieftext
VergleichbarMitR: Nummer des Briefes aus R, der vergleichbaren Text aufweist
VergleichbarMitWr: Nummer des Briefes aus Wr, der vergleichbaren Text aufweist
VergleichbarMitWeitere: Nummern der Briefe aus M, W, Z und B, welche vergleichbare Texte aufweisen
VergleichbarMit: Nummern der Briefe, die mit dem Brief vergleichbare Texte aufweisen
KritischeEdition: Nummer des Briefes in der Edition Van Acker/Klaes (bzw. weiterer Editionen)
Notizen: Notizen und Anmerkungen


Datenpublikation zum Überlieferungsmodell aus zenodo

doi.org/10.5281/zenodo.6782907