Projektbeschreibung

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Tropen zu den Introitus-Antiphonen der Messe: San Candido, Bibliothek des Kollegiatstiftes, VII a 7, f. 298v (Edition in Corpus monodicum, Abt. II, Bd. 2, »Tropen zu den Antiphonen der Messe aus Quellen deutscher Herkunft«).

Das Vorhaben widmet sich der Erforschung und Edition musikhistorisch signifikanter, editorisch noch unerschlossener Bestände der einstimmigen kirchlichen und weltlichen Musik des europäischen Mittelalters mit lateinischem Text. Bis zum Ausgang des Mittelalters war die Musik Europas von der Einstimmigkeit bestimmt. Die dauerhafte Preisgabe der Einstimmigkeit und das neue Konzept der mehrstimmigen Komposition begründen die musikkulturelle Eigenart des neuzeitlichen Europa und bedingen gleichzeitig die Wahrnehmung des Mittelalters als musikalische Fremdkultur.

Die handschriftlichen Quellen der einstimmigen Musik des Mittelalters sind heute relativ gut erschlossen, und die meisten Texte der in diesen Handschriften überlieferten Gesänge und Lieder liegen der Forschung in älteren und neuen Ausgaben vor. Hingegen sind die Melodien nur zu einem geringen Teil in Editionen zugänglich, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Das Editionsvorhaben trägt daher maßgeblich zu einer vollständigen Erschließung des Gesamtbestands europäischer Einstimmigkeit bei. Als Grundlagenforschung ist das Vorhaben bestrebt, eines der größten Defizite der Musikmediävistik zu beseitigen und ein philologisch gesichertes Fundament für die weitere Erforschung der Formungsphase europäischer Musik zu legen.

Das auf 16 Jahre angelegte Langzeitprojekt ist modular aufgebaut. 26 geplante Bände verteilen sich auf sechs Abteilungen (Ordinariumsgesänge der Messe, Tropen, Sequenzen, Lieder, Spiele, Antiphonen).

Die Ergebnisse des Vorhabens werden auch in digitaler Form zugänglich gemacht. Dafür wurde eine Software zur digitalen Transkription einstimmiger, in nicht-mensuraler Form notierter Melodien entwickelt (mono:di 1.0).