Berichte

Arbeitsbericht des Projekts an die Projektkommission (20.4.2017)

Übersicht

  1. Fragestellung und -ziele   
  2. Projektarbeit    
    1. Arbeitsumgebung und -werkzeuge    
    2. Arbeitsorganisation und -koordination
    3. Modul T1 „Annotiertes Basiscorpus der hethitischen Festritualtexte“
    4. Modul T2 „Glossare zum annotierten Basiscorpus und zu den Editionen“
    5. Modul T3 „Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln mit CTH“
    6. Modul T4 „Index der hethitischen Festrituale und Typologie der Festritualtexte“ 
    7. Modul S1 „Paläographische Studie“ 
    8. Museumsarbeit
    9. Arbeiten im Hethitologie-Archiv
    10. Unmittelbar projektspezifische Kooperationsaktivitäten    
  3. Vorträge, Publikationen, Lehre    
    1. Projektrelevante Vorträge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    2. Projektrelevante Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter   
    3. Akademische Lehre der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  4. Forschung der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  5. Wissenschaftliche Gäste im Hethitologie-Archiv 2016

1. Fragestellung und -ziele

Die Rekonstruktion des umfangreichen Corpus der Festritualtexte aus dem 2. Jt. v. Chr. besitzt zentrale Bedeutung für ein angemessenes Verständnis der hethitischen Religions- und Kulturgeschichte und bietet die einzigartige Möglichkeit, die vielschichtige Struktur und historische Entwicklung des Kultwesens einer alten Kultur beispielhaft darzustellen. Die tägliche Versorgung der Gottheiten ebenso wie die kalendarisch festgelegten Kultfeste sind in allen altorientalischen Kulturen ein zentrales Element des religiösen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lebens. Die Erschließung der diesbezüglichen Textzeugnisse gibt nicht nur entscheidende Einblicke in die Konzeption des Göttlichen und das Verständnis von Sakralität, den Aufbau der Götterwelt, das Verhältnis zwischen Mythologie und Ritualistik, die Sakralsprachen, die Sakralgeographie sowie die Kulttopographie, sondern beleuchtet zugleich wesentliche Aspekte der sozialen, politischen und ökonomischen Kultur.

Das Vorhaben dient der editorischen Rekonstruktion und Erschließung dieses Textcorpus in Form von web-basierten Texteditionen sowie der Un­ter­suchung von mit dem Corpus assoziierten paläographischen, linguistischen und religions- und verwaltungshistorischen Kernfragestellungen in übergrei­fenden Studien. Schlüssel­tech­nologien für Edition und Studium hethitischer Keilschrifttexte werden im Rah­men des Vorhabens weiterentwickelt (Datenbankdesign; web-basierte Text­edition; digitale Aufnahme von Keilschrifttafeln). In Hinsicht auf seine komplexen Fragestellungen, seinen editorischen Leistungsumfang und seine innovative Methodik markiert das Forschungsvorhaben einen Neuaufbruch in der hethitologischen Forschung.    

2. Projektarbeit

2.1 Arbeitsumgebung und -werkzeuge

Zu Projektbeginn mussten zahlreiche organisatorische Aufgaben im Bereich Einrichtung, Beschaffung und externe Kooperationen bewältigt werden:

Zudem musste für das Projekt eine sichere und belastbare digitale Arbeitsumgebung etabliert werden, zu der auch Werkzeuge für die Publikationen des Projekt gehören. Die Mitarbeiter nutzen derzeit fünf gemeinsame Clouds, in der alle Projektdaten mit unterschiedlichen Zugangsberechtigungen vorgehalten werden. Das System von der Universität Würzburg bereitgestellte System TeamDrive hat sich als eine für das Projekt geeignete Infrastruktur bewährt (Müller):

Für die Veröffentlichungen von HFR wurde in Absprache mit dem Harrassowitz-Verlag das Fontpaket HPMLinux Libertine O und HPMLinux Biolinum O erstellt, das alle vom Projekt benötigten Zeichen umfasst und sowohl als True/OpenType also auch als Webfont bereitgestellt wird (Müller).

Neben der HFR- Webseite im Rahmen der Webpräsenz der Akademie der Wissenschaften und Literatur (http://www.adwmainz.de/projekte/corpus-der-hethitischen-festrituale) wird HFR in erster Linie das Hethitologie-Portal Mainz (HPM) für seine Veröffentlichungen nutzen. Eine Vorbereitung der Neugestaltung von HPM mit dem Ziel der Vereinfachung und zentralen Gestaltgebung durch CSS, das in den früh entwickelten Teilprojekten von Anfang der 2000er Jahre noch nicht konsequent eingesetzt wurde, wurde nun in Angriff genommen (Müller).

2.2 Arbeitsorganisation und -koordination

Zur Koordination und Absprache der laufenden Arbeiten fanden monatliche Projekt-Treffen in der Mainzer Arbeitsstelle, dem Hethitologie-Archiv der Akademie Mainz, statt. An diesen ganztägigen, protokollierten Projekttreffen nehmen die Projektleitung, die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Doktoranden teil.

Von erheblicher Bedeutung im Bereich der Koordination war neben der Organisation des Workflows die Etablierung gemeinsamer Konventionen insbesondere in Hinsicht auf die editorische Arbeit in HFR. Hierzu wurde sukzessive eine Handreichung für die Erstellung der Transliterationen des Basiscorpus erstellt (Görke), die zwischenzeitlich als weitgehend vollständig gelten darf.

2.3 Modul T1 „Annotiertes Basiscorpus der hethitischen Festritualtexte“

Gemäß dem Arbeitsplan sind die ersten beiden Projektphasen von HFR (2016–18, 2019–21) v.a. der Erstellung des sog. Basiscorpus gewidmet, in dem alle hethitischen Festritualfragmente (ca. 10.000, sehr unterschiedlich in Bezug auf Größe und Erhaltungszustand) transliteriert und lexikalisch annotiert digital vorliegen (Modul T = ‚Tool‘ 1). Alle Transliterationen basieren zumindest auf Kollation von Fotos, gegebenenfalls der Originale.

Die Erstellung des Basiscorpus, für die teilweise bereits bestehende analoge und digitale Daten verwendet werden können, erfolgt in einem nach Rollen klar verteilten Workflow, der mechanische Aufgaben nach Möglichkeit automatisiert oder auf die Ebene der studentischen Hilfskräfte begrenzt, wissenschaftliche Hilfskräfte in die eigentliche Erstellung des Basiscorpus einbindet und die wissenschaftliche Qualitätssicherung auf der Ebene der wissenschaftliche Mitarbeiter garantiert (siehe Abbildung am Ende dieses Abschnitts). Bei der Verteilung der Textgruppen wurde auf die einzelnen Mitarbeiter wurde darauf geachtet, dass sich im Verlauf von HFR auch in Hinsicht auf die Erstellung der textkritischen Editionen in den späteren Projektphasen spezielle Textgruppenkompetenzen und philologische Spezialisierungen entwickeln können.

Im einzelnen stellt sich sich die Arbeit am Basiscorpus bei den einzelnen wissenschaftlichen Mitarbeitern im Berichtszeitraum wie folgt dar; die Angaben bei einzelnen CTH-Nummern beziehen sich auf Texte, die für das Basiscorpus in endgültiger Form vorbereitet wurden. Vorbereitende Hilfskraft-Arbeiten, an denen v.a. auch Pflugmacher in vielfältiger Weise beteiligt war, werden hier nicht notiert. Im folgenden M = Manuskript, F = Fragment.

Bastici:

Burgin:

Cammarosano:

Görke:

Lorenz:

Müller:

Pflugmacher:

Steitler:

 

Workflow Basiscorpus 

Insgesamt stehen derzeit 1.633 qualitätsgesicherte Einzeltexte (KORKF, d.h. von einem Wissenschaftlichen Mitarbeiter finalisiert und zumindest auch am Foto geprüft; 2.002 Einzelfragmente) für die Aufnahme in die Basiscorpus-Datenbank bereit. Die Digitalisierung von Rohmaterial durch Hilfskräfte ist schon deutlich weiter fortgeschritten (ca. 7.500 Einzelfragmente).

 

Rechts: Workflow Basiscorpus

2.4 Modul T2 „Glossare zum annotierten Basiscorpus und zu den Editionen“

Die lexikalische Annotierung des Basiscorpus (‘Lemmatisierung’) und der Aufbau der jeweiligen Referenzglossare wird nicht durch die händische Annotation einzelner Wörter durch Bearbeiter erfolgen, sondern soweit als möglich automatisiert durch die Erstellung von lexikalischen und morphologischen Referenzlisten, die dann auf das digitale Corpus angewendet werden. Vorarbeiten hierzu haben Müller und Pflugmacher bereits durchgeführt. Eine Testversion wird in 2017 operabel sein. Eine optimierte Version soll am Ende von Projektphase 1 verwendet werden können. Externe Verwendbarkeit mit öffentlicher Webschnittstelle erfolgt mit Publikation des Basiscorpus am Ende von Projektphase 2.

2.5 Modul T3 „Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln mit CTH“

Košak beendete die Arbeit an den Joinskizzen zur Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln, so dass die Konkordanz 2.0 für die online-Edition sowie die gleichzeitige Druckausgabe des Werkes einschließlich der Joinskizzen der Textzusammenschlüsse vorbereitet werden können.

2.6 Modul T4 „Index der hethitischen Festrituale und Typologie der Festritualtexte“

Steitler hat mit der  Sammlung aller belegten Festritualnamen und ‑erwähnungen (bisher ca. ⅓ der Belege erfasst) sowie der Zusammenstellung der relevanten bibliographischen Daten begonnen.

2.7 Modul S1 „Paläographische Studie“

Müller hat folgende Vorarbeiten für diese Studie (Modul S[tudie] 1) durchgeführt: Der CuneiformAnalyser wurde zusammen mit D. Fisseler (TU Dortmund) weiterentwickelt: Zeichenkonstellationen können nun auf dem 3D-Objekt per Klick markiert und abgespeichert werden, was die Arbeit deutlich beschleunigt (um fast 50%) und Fehler durch Zahlendreher verhindert. Dies dient der gezielten Extraktion von Schriftmerkmalen zur Klassifizierung von Tafelfragmenten und Bestimmung von Schreibern.

Die Statistik zur Analyse dreidimensional gescannter Keilschrifttafelfragmente für die Textrekonstruktion und Schriftanalyse wurde zusammen mit D. Wegmann weiterentwickelt.

Die Digitalisierung von HZL wurde begonnen; daneben werden Addenda und Corrigenda zu HZL systematisch bibliographiert und dokumentiert (Görke). Ziel ist ein online verfügbares HZLplus, das auch als Katalog für die Datenpräsentation im Rahmen von Modul S1 dienen soll.

2.8 Museumsarbeit

In der Yale Babylonian Collection wurden hethitische und zum Vergleich spätbabylonische Keilschrifttexte 3D-gescannt und fotografiert (9.–17.4.2016; Müller; Kooperation mit Dr. R. Pirngruber, Universität Wien).

Schwemer bearbeitete unpublizierte Texte im Anadolu Medeniyetleri Müzesi in Ankara und führte Kollationen durch (18.–30.9.2016). Cammarosano und Müller arbeiteten dort gleichzeitig an 3D-Scans, letzterer auch in den Museen von Çorum und Boğazkale.

Für 2017 sind Museumsanträge für Istanbul und Ankara gestellt (Cammarosano, Müller, Schwemer). Arbeiten in Berlin (Steitler) sind mit dem Direktor des VAM vorbesprochen; ein entsprechendes Kooperationsabkommen wird derzeit unterschrieben.

2.9 Arbeiten im Hethitologie-Archiv

Eine Arbeitsgruppe (Görke, Müller und Schwemer) befasst sich mit der Aktualisierung und Auffrischung der Webseite HPM (www.hethiter.net) obliegt. Steitler betreut die Bibliothek des Hethitologie-Archivs und die dort arbeitenden Gäste. Steitler und Görke betreuen die Einbindung der Doktoranden in die konkrete Projektarbeit. Die weitere Pflege des Thesaurus wird von Müller (Programm zur automatisierten Karteikartenerstellung für den Zettelkasten aus Transliterationen) und Steitler (Betreuung Transliteration und Digitalisierung von Transliterationen) vorangetrieben. Diese Arbeiten sollen in absehbarer Zeit in einen separaten Forschungsantrag zur Implementierung eines digitalen Thesaurus Linguarum Hethaeorum münden (Müller, Rieken und Schwemer).    

2.10 Derzeit unmittelbar projektspezifische Kooperationsaktivitäten

3. Vorträge, Publikationen, Lehre

3.1 Projektrelevante Vorträge der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Gerfrid G. W. Müller:

Elisabeth Rieken:

Daniel Schwemer:

Charles Steitler:

3.2 Projektrelevante Publikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Reihen des Projekts:

Michele Cammarosano:

Susanne Görke:

Jürgen Lorenz:

Jürgen Lorenz und Elisabeth Rieken:

Gerfrid G. W. Müller:

Gerfrid G. W. Müller, Denis Fisseler und Frank Weichert:

Elisabeth Rieken:

Daniel Schwemer:

Charles Steitler:

3.3 Akademische Lehre der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Cammarosano, Görke, Müller haben in kleinem Umfang (in der Regel 2 SWS) unterrichtet (Universitäten Marburg und Würzburg sowie Theologische Hochschule Augustana). Steitler wird ab dem kommenden Semester an der Universität Mainz regelmäßig Gelegenheit zum akademischen Unterricht haben.

Fragestellungen und Texte des Projekts werden sowohl von der Projektleitung als auch Mitarbeitern regelmäßig an den Universitäten Marburg und Würzburg in den akademischen Unterricht eingebracht. Eine Reihe von Mainzer, Marburger und Würzburger Studentinnen und Studenten wurde und wird auch durch Hilfskraftstellen unmittelbar in die Projektarbeit eingebunden.

4. Forschung der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

5. Wissenschaftliche Gäste im Hethitologie-Archiv 2016