Berichte

Arbeitsbericht des Projekts im Zuge der Eingangsevaluierung (28.–29.6.2018)

Übersicht

  1. Informationen zu Zielsetzung und Struktur von HFR
    1. Fragestellung und -ziele
    2. Projektbeginn und Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
  2. Bericht über die Projektarbeit    
    1. Arbeitsprogramm und Meilensteine der Projektphase 1 (2016–18)
    2. Arbeitsumgebung und -werkzeuge
    3. Arbeitsorganisation und -koordination
    4. Modul T1 „Annotiertes Basiscorpus der hethitischen Festritualtexte“
    5. Modul T2 „Glossare zum annotierten Basiscorpus und zu den Editionen“
    6. Modul T3 „Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln mit CTH“
    7. Modul T4 „Index der hethitischen Festrituale und Typologie der Festritualtexte“ 
    8. Modul S1 „Paläographische Studie“
    9. Modul D1 „Palaische Festritualtexte“
    10. Unmittelbar projektspezifische Kooperationsaktivitäten    
  3. Museumsarbeit
    1. Museumsarbeiten im Jahr 2016
    2. Museumsarbeiten im Jahr 2017
  4. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
    1. Mitarbeit in HFR
    2. Internationale HFR-Sommerschule
    3. HFR als Matrix für erste eigenständige Forschungsvorhaben
  5. Kooperationen und internationale Vernetzung
    1. Unmittelbare Projektkooperationen
    2. Wissenschaftliche Gäste
  6. Anhänge
    1. Projektbezogene Vorträge von Mitgliedern des Projektteams
    2. Projektrelevante Publikationen von Mitgliedern des Projektteams
    3. Akademische Lehre der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    4. Wissenschaftliche Gäste im Hethitologie-Archiv 2016–17

1. Informationen zu Zielsetzung und Struktur von HFR

HFR ist ein hethitologisches Editionsprojekt, dessen Zielsetzung sowohl historische als auch linguistische Fragestellungen umfasst. Ein Schwerpunkt des Vorhabens ist die Weiterentwicklung von digitalen Methoden und Instrumenten für Edition und Analyse von Keilschrifttexten (siehe 1.1).

Alle für den Berichtszeitraum vorgesehenen Meilensteine wurden erreicht. Das Projekt liegt somit in allen seinen Bereichen voll im Zeitplan (siehe 2.).

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist genuiner Teil des Vorhabens. Im Berichtszeitraum wurde eine Dissertation publiziert; zwei Doktoranden sind Teil des Projektteams. Eine internationale Sommerschule findet in diesem Jahr statt (siehe 4.).

Der Beitrag des Vorhabens zur Internationalisierung wird nicht nur in der Nachwuchsförderung, sondern auch in der Zusammensetzung des Projektteams, in den vielfältigen Kooperationen und in der regelmäßigen Arbeit in Museen und auf Ausgrabungen in der Türkei deutlich (siehe 3., 4. und 5.).

Durch seine Kooperationen ist HFR Teil eines weiten Netzwerks hethitologischer, altorientalistischer und sprachwissenschaftlicher Forschung. Aus HFR heraus und in Zusammenarbeit mit HFR sind mehrere von der DFG geförderte Vorhaben entstanden (siehe 4.3).

HFR ist international in Hinsicht auf Zielsetzung, Entwicklung innovativer Methoden (etwa in den Bereichen Paläographie und Annotation von digitalen Texteditionen mit Metadaten) und Leistungsumfang das Flaggschiff-Forschungsprogramm der Hethitologie. Das Vorhaben trägt das Hethitologie-Portal Mainz (HPM), die wichtigste digitale Infrastruktur des Fachs (Open Access) mit mehr als 5,5 Mio. Zugriffen individueller Nutzer im Jahr.

1.1 Fragestellung und Ziele

Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion des umfangreichen Corpus der Festritualtexte aus dem 2. Jt. v. Chr., die von zentraler Bedeutung für ein angemessenes Verständnis der hethitischen Religions- und Kulturgeschichte sind und die einzigartige Möglichkeit bieten, die vielschichtige Struktur und historische Entwicklung des Kultwesens einer alten Kultur beispielhaft darzustellen. Die tägliche Versorgung der Gottheiten ebenso wie die kalendarisch festgelegten Kultfeste sind in allen altorientalischen Kulturen ein zentrales Element des religiösen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lebens. Die Erschließung der diesbezüglichen Textzeugnisse gibt nicht nur entscheidende Einblicke in die Konzeption des Göttlichen und das Verständnis von Sakralität, den Aufbau der Götterwelt, das Verhältnis zwischen Mythologie und Ritualistik, die Sakralsprachen, die Sakralgeographie sowie die Kulttopographie, sondern beleuchtet zugleich wesentliche Aspekte der sozialen, politischen und ökonomischen Kultur.

Das Vorhaben dient der editorischen Rekonstruktion und Erschließung dieses Textcorpus in Form von web-basierten Texteditionen sowie der Untersuchung von mit dem Corpus assoziierten paläographischen, linguistischen sowie religions- und verwaltungshistorischen Kernfragestellungen in übergreifenden Studien. Schlüsseltechnologien für Edition und Studium hethitischer Keilschrifttexte werden im Rahmen des Vorhabens weiterentwickelt (Datenbankdesign; web-basierte Textedition; digitale Aufnahme von Keilschrifttafeln). In Hinsicht auf seine komplexen Fragestellungen, seinen editorischen Leistungsumfang und seine innovative Methodik markiert das Forschungsvorhaben einen Neuaufbruch in der hethitologischen Forschung.

1.2 Projektbeginn und Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

HFR konnte ein hochqualifiziertes, internationales Team für die Projektarbeit gewinnen. Bereits in Projektphase 1 ist HFR zu einer Matrix für eigenständige Forschungsvorhaben von Mitarbeitern geworden.

 

2. Bericht über die Projektarbeit

2.1 Arbeitsprogramm und Meilensteine der Projektphase 1 (2016–18)

Der Antragsplanung entsprechend lag der Arbeitsschwerpunkt der ersten Projektphase auf der Erstellung des annotierten Basiscorpus (Modul T1). Nach der Renovierung des Hethitologie-Archivs (s. 2.2), der Etablierung von Koordinationsprinzipien und Workflow sowie der Festlegung und Vereinheitlichung der Standards (s. 2.3) konzentrierte sich die Arbeit daher auf die Sammlung vorhandener und Herstellung neuer Transliterationen, die Anpassung an die Standards und die Kollation der Keilschrifttexte am Foto. Nach Antragsplanung sollen zum Ende des Jahres 2018 ca. 70% des Basiscorpus erstellt sein. Derzeit (Stand 1.3.2018) sind 5514 Fragmente aufgenommen, d.h. ca. 58% der 9586 gegenwärtig verbuchten Festritualfragmente. Dieser wichtige Meilenstein wird daher sicher erreicht werden; auch wird, wie geplant, ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um auch weiterhin bislang unidentifizierte Festritualfragmente insbesondere im Bereich CTH 832 zu sichten und aufzunehmen.

Die im Modul T2 vorgesehene Herstellung der Glossare und Morphemtabellen, die in das Programm zur automatischen lexikalischen und morphologischen Annotation eingespeist werden, sind für das Hethitische und Luwische durch M. Pflugmacher und für das Palaische durch D. Sasseville unter sprachwissenschaftlicher Betreuung von E. Rieken bereits erfolgt (vgl. 2.5); für das Hurritische und Hattische wird die Annotation aufgrund der besonderen Herausforderungen erst im Zusammenhang mit den kritischen Editionen durchgeführt werden. Bei der Programmierung des Annotationstools hat sich die automatische Erkennung der Schnittstelle zwischen Lexemen und Partikelketten als die größte Herausforderung erwiesen; ein Prototyp kann aber bereits eingesetzt werden.

Modul T3, die Pflege der Konkordanz (http://www.hethiter.net/hetkonk), die auf dem aktuellen Forschungsstand ist, wird zur Zeit noch von S. Košak durchgeführt (s. 2.6). Das ebenfalls für die erste Projektphase vorgesehene Modul T4 (Index der hethitischen Festrituale und Typologie der Festritualtexte) schreitet gut voran. Das Verzeichnis der Festritualnamen ist planmäßig abgeschlossen worden (Ch. Steitler); die Textsortentypologie wurde von J. Burgin begonnen und wird über die gesamte Projektlaufzeit weiter entwickelt werden müssen (s. 2.7). Die Vorarbeiten zur Paläographischen Studie (Modul S1) treibt G. Müller voran; dies schließt sowohl die Weiterentwicklung des Analyseinstruments CuneiformAnalyser als auch die Vorbereitung einer digitalen Zeichenliste ein (HZLplus, s. 2.8). Vorarbeiten zur Erstellung der kritischen Editionen (einschließlich der Erstellung von Richtlinien) wurden antragsgemäß im Rahmen eines Pilotprojekts durchgeführt (D. Sasseville, Edition der palaischen Texte, Modul D1, vgl. 2.9).

Alle im Antrag spezifizierten Meilensteine der Projektphase 1 werden erreicht. Dies schafft exzellente Ausgangsbedingungen für die in Projektphase 2 anstehenden Arbeiten.

2.2 Arbeitsumgebung und -werkzeuge

Zu Projektbeginn mussten zahlreiche organisatorische Aufgaben in den Bereichen Beschaffung und externe Kooperationen bewältigt werden; darunter etwa:

Für die Veröffentlichungen von HFR wurde in Absprache mit dem Harrassowitz-Verlag das Fontpaket HPMLinux Libertine O und HPMLinux Biolinum O erstellt, das alle vom Projekt benötigten Zeichen umfasst und sowohl als True/OpenType also auch als Webfont bereitgestellt wird.

Neben der HFR-Webseite im Rahmen der Webpräsenz der Akademie der Wissenschaften und Literatur (http://www.adwmainz.de/projekte/corpus-der-hethitischen-festrituale) wird HFR in erster Linie das Hethitologie-Portal Mainz (HPM) für seine Veröffentlichungen nutzen. Die Neugestaltung von HPM mit dem Ziel der Vereinfachung und zentralen Gestaltgebung durch CSS ist inzwischen weit fortgeschritten. Alle Veröffentlichungen auf HPM und alle digitalen Veröffentlichungen von HFR sind frei zugänglich (Open Access). Die Daten von HFR und HPM werden in nachhaltigen Formaten (XML, TIFF, PLY, SVG) auf dem Server des Rechenzentrums der Universität Würzburg (Archivserver) und teilweise auch auf dem Server des Rechenzentrums der Universität Mainz vorgehalten und längerfristig gesichert. In Hinsicht auf die Langzeitarchivierung der Forschungsdaten von HFR über die Projektlaufzeit hinaus werden die Entwicklungen entsprechender Forschungsdateninfrastrukturen in Deutschland beobachtet.

Die zu Beginn des Projekts vordringlichste Aufgabe war die Bereitstellung einer effizienten, sicheren und belastbaren digitalen Arbeitsumgebung, in deren Workflow auch die Publikationen des Projekts eingebunden werden können. Die Mitarbeiter nutzen derzeit sechs gemeinsame Clouds, in der alle Projektdaten mit unterschiedlichen Zugangsberechtigungen vorgehalten werden. Das von der Universität Würzburg bereitgestellte System TeamDrive hat sich als eine für das Projekt geeignete Infrastruktur bewährt:

Durch die Verwendung der Cloud HFR Basiscorpus Dateien_CTH für alle Textbearbeitungen des Basiscorpus lässt sich der Projektfortschritt gut überblicken: Aus den Textdateien und aus Statusdateien, die den Bearbeitungsfortschritt protokollieren, kann man Kennzahlen zum Arbeitsfortschritt mit Hilfe von im Rahmen von HFR geschriebenen Programmen jederzeit leicht ermitteln.

Für die langfristige Verwendbarkeit der Daten ist eine Auszeichnung der bearbeiteten Texte unabdingbar. Die im Kontext von HPM gesammelte Erfahrung zeigt, dass diese Auszeichnung retardierend auf die Digitalisierungsgeschwindigkeit wirkt. Dies trifft bereits auf die in der traditionellen Transliteration von Keilschrifttexten verwendeten Auszeichnungen durch Hoch- und Tiefstellung, Kursivierung etc. zu, wurde durch die Verwendung von XML-Auszeichnungen durch Tags noch verstärkt und durch die Anwendung von annotierenden Stilen im ODT-Format nur bedingt kompensiert.

Deshalb wurde für die reine Texterfassung und Konvertierung von Digitalisaten eine vereinfachte Notation entwickelt, aus der skriptbasiert (Simtex) ein farbig ausgezeichnetes XML-Dokument erzeugt wird, das eventuelle Fehltags leicht erkennen lässt. Die Weiterverarbeitung kann dann bequem im ODF erfolgen; hierfür kann eine Reihe von Programmen eingesetzt werden (OpenOffice, LibreOffice, Oxygen u.a.). Abb. 1 zeigt einen Ausschnitt aus der Transliteration des als KUB 25.27 veröffentlichten Fragments, links die vereinfachte Notation als TXT-Dokument, rechts das mit dem Skript Simtex automatisch ausgezeichnete XML-Dokument für die weitere Verarbeitung im ODF:

Abbildung 1: Transliteration aus dem Basiscorpus als einfaches Text- und ausgezeichnetes XML-Dokument 
Abbildung 1: Transliteration aus dem Basiscorpus als einfaches Text- und ausgezeichnetes XML-Dokument

Für die Textkollation stehen in zunehmender Zahl neben Fotos auch 3D-Modelle zur Verfügung (insgesamt für über 2000 Fragmente; die Daten liegen nachhaltig im PLY-Format vor). Um diese in ähnlicher Weise wie die Fotos konsultieren zu können, realisierte D. Fisseler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Graphische Systeme der TU Dortmund, im Rahmen des von F. Weichert geleiteten Forschungsprojekts Web-basierte Analyse von 3D-Keilschriftdaten unter finanzieller Unterstützung des Lehrstuhls für Altorientalistik der Universität Würzburg sowie der Gisela and Reinhold Häcker-Stiftung im Jahr 2017 ein Programm zur web-gestützten dreidimensionalen Visualisierung, den Cuneiform-Web-Viewer (freie Software nach GNU General Public License; siehe Abb. 2 sowie https://webglviewer.cuneiform.de).

3dWebviewer.png 
Abbildung 2: Ein wichtiges Instrument für Paläographie und Textedition: Der Cuneiform-Web-Viewer

Die Einbindung des Cuneiform-Web-Viewer in die Konkordanz und die Aufbereitung der Modelle für das spezielle Visualisierungsformat erfolgten im Rahmen von HFR. Der Viewer erlaubt die Drehung der Tontafel, wechselnde Beleuchtung, Vermessungen auf der Oberfläche sowie die visuelle Verstärkung von Objekteigenschaften. Der Cuneiform-Web-Viewer wird als Plattform für geplante kooperative Analysetools zur Schriftklassifizierung im Rahmen von Modul S1 dienen.

HFR besitzt eine hervorragende Arbeitsumgebung und hat sich im Laufe der ersten Projektphase eine effiziente, stabile und nachhaltige digitale Infrastruktur geschaffen, die auch die nahtlose Zusammenarbeit der Arbeitsstellen ermöglicht.

2.3 Arbeitsorganisation und -koordination

Zur Koordination und Absprache der laufenden Arbeiten fanden etwa monatliche Projekt-Treffen in der Mainzer Arbeitsstelle, dem Hethitologie-Archiv der Akademie Mainz, statt. An diesen ganztägigen, protokollierten Projekttreffen nehmen die Projektleitung, die wissenschaftlichen Mitarbeiter und die Doktoranden teil. Tagesordnungen und Protokolle mit der jeweiligen Arbeitsplanung stehen allen in der Cloud zur Verfügung.

Abgesehen von den Projekt-Treffen sind trotz digitaler Vernetzung auch regelmäßig Treffen einzelner Mitarbeiter notwendig, so etwa an der Arbeitsstelle Marburg zur Betreuung der digitalen Infrastruktur oder an der Arbeitsstelle Mainz zur Einarbeitung von S. Görke und Ch. Steitler in die Betreuung und Weiterentwicklung der IT-Elemente von HFR.

Von erheblicher Bedeutung im Bereich der Koordination war neben der Organisation des Workflows die Etablierung gemeinsamer Konventionen insbesondere in Hinsicht auf die editorische Arbeit am Basiscorpus. Hierzu wurde sukzessive die HFR Handreichung Basiscorpus erstellt (vgl. auch 2.9), die künftig auch für andere digitale Editionen auf HPM als Standard gelten werden.

HFR hat stabile Arbeits- und Dokumentationsroutinen entwickelt, die in einer Balance von digitaler Vernetzung und persönlichen Treffen die problemlose Zusammenarbeit der drei Projektstandorte (Mainz, Marburg, Würzburg) unterstützen.

2.4 Modul T1 „Annotiertes Basiscorpus der hethitischen Festritualtexte“

Worklflow_2018.png 
Abbildung 3: Workflow für die Erstellung des Basiscorpus

Gemäß Antrag sind die ersten beiden Projektphasen von HFR (2016–18, 2019–21) v.a. der Erstellung des sog. Basiscorpus gewidmet, in dem alle hethitischen Festritualfragmente (derzeit 9586 gebucht, insgesamt ca. 10.000) transliteriert und lexikalisch annotiert digital vorliegen (Modul T = ‚Tool‘ 1). Alle Transliterationen basieren zumindest auf Kollation von Fotos, gegebenenfalls der Originale.

Die Erstellung des Basiscorpus, für die teilweise auf bereits bestehende analoge und digitale Daten zurückgegriffen werden konnte, erfolgt in einem nach Rollen klar verteilten Workflow, der mechanische Aufgaben nach Möglichkeit automatisiert (Skript Simtex) oder auf die Ebene der studentischen Hilfskräfte begrenzt, wissenschaftliche Hilfskräfte in die eigentliche Erstellung des Basiscorpus einbindet und die wissenschaftliche Qualitätssicherung auf der Ebene der wissenschaftlichen Mitarbeiter und – nach entsprechender Einarbeitung und Betreuung – der Doktoranden und wissenschaftlichen Hilfskräfte garantiert (Abb. 3). Bei der Verteilung der Textgruppen auf die einzelnen Mitarbeiter wurde darauf geachtet, dass sich im Verlauf von HFR auch in Hinsicht auf die Erstellung der textkritischen Editionen in den späteren Projektphasen spezielle Textgruppenkompetenzen und philologische Spezialisierungen entwickeln können.

Am 1.3.2018 lagen im Basiscorpus 5514 Fragmente (ca. 58%) fertig bearbeitet vor. Die Zahl der digitalisierten Transliterationen (Arbeitsstufe „Aufbereitetes Rohmaterial“) ist schon wesentlich höher und liegt bei 90% des Gesamtbestandes. Das Erreichen der Meilensteine in Hinsicht auf Modul T1 in den Projektphasen 1 und 2 kann daher als gesichert gelten.

Das folgende Diagramm stellt den Arbeitsfortschritt auf Basis der Zahlen der Einzelfragmente für den Zeitraum 1.1.2016–28.2.2018 schematisch dar. Die Projektion des notwendigen Arbeitsfortschritts zur Erreichung des 70%-Meilensteins bis zum 31.12.2018 (Ende Projektphase 1) zeigt, dass eine Fortsetzung des Bearbeitungstempos im Jahr 2017 einen antragsgemäßen Arbeitsfortschritt gewährleisten wird. Zum Berichtsstichtag 1.3.2018 liegt der Arbeitsfortschritt (blaue Linie) mit ca. 58% deutlich über der gelben Soll-Linie für diesen Zeitpunkt. Die graue Linie dokumentiert die gegenüber dem Antragszeitpunkt (orange Linie) neu detektierten Festritualfragmente und zeigt, dass die Schätzung von insgesamt ca. 10.000 Fragmenten im Antrag sich bestätigen wird.

Arbeitsfortschritt.png 

Im einzelnen stellt sich sich die Arbeit am Basiscorpus bei den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Berichtszeitraum wie folgt dar. Die Angaben bei einzelnen CTH-Nummern beziehen sich auf Texte, die für das Basiscorpus in endgültiger Form vorbereitet wurden. Die Sigle M steht für Manuskript, während die Sigle F die (bei gejointen Manuskripten höhere) Zahl der Einzelfragmente angibt. Die wissenschaftlichen Hilfskräfte und Doktoranden wurden von S. Görke (T. Somel) und Ch. Steitler (S. Melzer, F. Bastici) betreut.

Bastici:

Burgin:

Cammarosano:

Görke:

Lorenz:

Melzer:

Müller:

Somel:

Steitler:

Durch inhaltliche Parallelen (ähnliche Handlungen, vergleichbare Götterabfolgen, Übereinstimmungen in verwendeten Materialien, Vergleiche von Handschriften) konnten eine Reihe von Fragmenten einer anderen CTH-Nummer innerhalb der Festrituale zugeordnet werden. So ergab sich 2017 für 131 Fragmente eine Zuordnung in eine andere CTH-Nummer; 9 Fragmente konnten aus dem Textbereich Festritual aussortiert werden.

Regelmäßig wird auch geprüft, ob es zu Neuzuordnungen oder Joins von Textfragmenten kommt, die eine Überarbeitung bereits korrigierter CTH-Nummern erforderlich machen. Solche Veränderungen im Textcorpus werden von S. Košak durch die Arbeit an der Konkordanz bibliographiert und können durch eine entsprechende Markierung intern jahrgangsweise recherchiert werden.

Das für den Arbeitsfortschritt von HFR zentrale Modul T1 wird antragsgemäß bearbeitet und liegt voll im vorgesehenen Zeitplan. Der im ersten Projektjahr entwickelte Workflow hat sich bewährt und ist in Hinsicht auf Projektphase 2 stabil.

2.5 Modul T2 „Glossare zum annotierten Basiscorpus und zu den Editionen“

Die lexikalische und morphologische Annotierung des Basiscorpus erfolgt überwiegend automatisch. Die in XML hinterlegten Texte werden Wort für Wort mittels eines von G. Müller entwickelten Annotationstools eingelesen, einem Lemma zugeordnet und morphologisch analysiert. Nicht bestimmte oder ambigue Wortformen werden als solche ausgewiesen und zur Überprüfung bereitgestellt. Das Ergebnis der Überprüfung führt entweder zu einer Korrektur der Lesung oder zu einer Ergänzung des Glossars bzw. gegebenenfalls der Morphemanalysewerkzeuge. Teilweise zerstörte Belege werden in der Recherche mit einem automatisch generierten Link versehen, über den alle belegten bzw. generierbaren Ergänzungen angezeigt werden können.

Grundlage für die Belegglossare des Textcorpus bilden die lexikalischen Referenzglossare der Einzelsprachen. Hierbei stand bisher das Hethitische wegen seiner überragenden Bedeutung für die Textgruppe im Vordergrund. Das Referenzglossar wurde ausgehend von den vorhandenen Wörterbüchern von G. Müller zusammen mit M. Pflugmacher unter sprachwissenschaftlicher Betreuung von E. Rieken erstellt. Dabei übernahm M. Pflugmacher die Korrektur des hethitischen Glossars und die Klassifikation nach den rund 60 Stammklassen einschließlich des Tagging von Stammauslauten, Aspekt-/Aktionsartsuffixen und Wortartangaben. Außerdem war sie für die Erstellung der Referenztabellen für die nominale, pronominale und verbale Flexion sowie die Liste sämtlicher belegter Partikelketten und ihrer morphologischen Analyse verantwortlich. Die Partikelketten werden als fertig analysierte Blöcke für die kombinatorische Suche bereitgestellt. Ergänzt wird das Referenzglossar durch Listen von Sumerogrammen und Akkadogrammen. Listen von Namen sind in Arbeit, teils in Kooperationsobjekten (A. Kryszeń, Warschau, für Toponyme; M. Cammarosano, Würzburg, für Götternamen). Die palaischen und luwischen Texte liegen mit Annotation vor, so dass sie mit geringem Arbeitsaufwand für die Einspeisung vorbereitet werden können. Auch Konzepte für den Umgang mit den Luwismen und hurritischen Lehnwörtern sind bereits entwickelt.

Ambigue Formen werden gegebenenfalls nebeneinander gestellt. Die Entscheidung über die an der jeweiligen Stelle zutreffende Analyse lässt sich nur im Satzkontext treffen, der aber bislang aufgrund des Textzustandes oft noch nicht hergestellt ist. Die automatisierte Bestimmung der morphologisch ambiguen Formen wird durch die nächste, noch nicht in Angriff genommene syntaktische Analyseebene weiter vorangetrieben werden.

Aus den Transliterationen werden verschiedene Repräsentationen für komplexe Suchen automatisch generiert: Neben der Suche in der Transliteration wird so auch die Suche von Wortformen in gebundener, normalisierter Umschrift und die von der Polyvalenz der Zeichen unbeeinträchtigte Suche auf der ursprünglichen Zeichenebene ermöglicht. Ergänzt werden diese Möglichkeiten durch Suchen nach Lexemen, Ausgängen, grammatischen Kategorien und Wortbedeutungen.

Für die lexikalische und morphologische Annotation des Basiscorpus wurde in Zusammenarbeit zwischen IT und Linguistik ein innovatives digitales Instrument entwickelt, das eine effiziente Erstellung der hethitischen Belegglossare erlaubt und dessen Methodik auf andere digitale Textcorpora übertragen werden kann.

2.6 Modul T3 „Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln mit CTH“

S. Košak beendete die Arbeit an den Joinskizzen zur Konkordanz der hethitischen Keilschrifttafeln, so dass die Konkordanz 2.0 nun für die online-Edition sowie die gleichzeitige Druckausgabe des Werkes (HPMM) einschließlich der Joinskizzen der Textzusammenschlüsse vorbereitet werden kann. S. Košak wird die Betreuung der Konkordanz auch in den kommenden Jahren in Zusammenarbeit mit G. Müller fortführen.

Die Konkordanz, eines der wichtigsten digitalen Arbeitinstrumente von HFR und der Hethitologie insgesamt konnte in Projektphase 1 weiterentwickelt und aktualisiert werden. Sie steht online frei im Open Access zur Verfügung (http://www.hethiter.net/hetkonk).

2.7 Modul T4 „Index der hethitischen Festrituale und Typologie der Festritualtexte“

Ein Index der in hethitischen Texten insgesamt bezeugten Festritualnamen sowie der einfachen Erwähnungen von Festen (nur als EZEN₄ bezeichnet) wurde anhand der Belegsammlung des Hethitologie-Archivs in Tabellenform erstellt. Die Tabellengestaltung erlaubt einen Export des Materials als CSV-Datei, die sich wiederum direkt als online-Datenbank präsentieren lässt.

Die wesentlichen Daten dafür (CTH, Bibliographie) konnten aus der Konkordanz exzerpiert und in die Tabelle integriert werden. In Zukunft wird der Index in Hinsicht auf die Textbelege direkt mit der Konkordanz verbunden sein, damit neue Joins und Veränderungen der CTH-Nummern automatisch aufgenommen werden. Über die Festnamen hinaus wurde auch eine Unterteilung in verschieden Kategorien vorgenommen, etwa hethitische Begriffe in Festnamen, Namenskategorie (Jahreszeit, Toponym, Theonym, Gegenstand), Festbezug (Kult, Gesellschaft, Landwirtschaft, Familie) oder emischer Festtyp („groß“, „beständig“). Eine Erweiterung der Kategorien im Verlauf der Projektarbeit ist problemlos möglich.

Nach diesen Kategorien kann der Index in unterschiedlichen Kombinationen durchsucht werden. Auch zusätzliche Information zu den belegten Festen wurden gesammelt, z.B. die Lokalisierung, die im Fest verehrte Gottheit, die Hauptzelebranten oder die Erwähnung des Fests in einem Kolophon. Eine Zusammenstellung aller belegten Festnamen erlaubt es auch, ähnlich klingende eventuell miteinander identische Festnamen schnell im Überblick nebeneinander zu betrachten (z.B. das ḫarpaš- und ḫarpiyaš-Fest), weil die Festnamen in alphabetischer Reihenfolge der hethitischen Schlüsselbegriffe sortierbar sind.

Modul T4 wurde in Projektphase 1 abgeschlossen und steht HFR nun als erweiterbares Arbeitsinstrument zur Verfügung. Die geplante online-Publikation (Open Access) im Jahr 2021 ist bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt sichergestellt.

2.8 Modul S1 „Paläographische Studie“

In Vorbereitung der paläographischen Studie zu den Festritualtexten (Modul S1; Publikation 2024) wurden die Methoden der Schriftmetrologie auf Basis von 3D-Modellen weiterentwickelt. In dem HFR vorausgehenden Projekt „3D-Joins und Schriftmetrologie“ (BMBF) wurde mit dem CuneiformAnalyser ein Programm entwickelt, das Keileindrücke auf Keilschrifttafeln detektiert und deren Geometrie automatisch dokumentiert und vermisst. Darauf aufbauend wurden statistische Analysemethoden entwickelt, die eine Gruppierung von Keilschriftfragmenten allein aufgrund der schriftmetrologischen Charakteristika der am häufigsten vorkommenden Keiltypen (senkrechter Keil, waagerechter Keil, Winkelhaken) erlaubt und damit die Ähnlichkeit und potentielle Joins zwischen Fragmenten beschreibt. Hierbei wächst die Zuverlässigkeit in Korrelation mit der Zahl der auf einem Fragment erfassbaren Keileindrücke.

Für die Optimierung dieser Methode werden innerhalb ihrer Fortentwicklung im Rahmen von HFR die Konstellationen der einzelnen Keile innerhalb eines Keilschriftzeichens registriert und die geometrischen Verhältnisse zusammen mit den Keileigenschaften zu einem vergrößerten Merkmalsraum zusammengefasst, um so die Wahrscheinlichkeit eines korrekten Clustering vor allem für kleinere Fragmente zu erhöhen.

Zu Beginn der Arbeit mit dem CuneiformAnalyser mussten die Zeichen anhand von Keilnummern, die bei der Detektion für jeden Einzelkeil automatisch vergeben wurden, händisch beschrieben werden. Mittlerweile konnte der CuneiformAnalyser jedoch mit den in dieser ersten Phase gewonnen Erfahrungen weiterentwickelt werden: Die einzelnen Keile eines Zeichens werden durch Anklicken bestimmt, die Extraktion der geometrischen Merkmale von Keilkonstellation und einzelnen Keilmerkmalen erfolgt automatisiert im Rahmen der mit der Statistiksoftware R durchgeführten Analyse auf der Basis dieser Metaselektionen. Die schrifttypologische Klassifizierung von Fragmenten erfolgt wiederum auf der Basis der Variation einzelner Zeichen auf einer Tafel bzw. Ketten von Zeichen und ihrer graphischen Realisierung.

Wie bereits das Clustering einzelner Keileindrücke gezeigt hat, unterscheiden sich Textfragmente verschiedener Tafeln und Texte unterschiedlicher Schreiber oft nur durch minimal divergente Tendenzen in der Ausführung von Keileindrücken und Zeichen. Das stellt eine Herausforderung für die Erkennung solcher distinguierenden Merkmale und ihre Beschreibung dar.

Eine systematische Referenzierung der Zeichenformen, die auf diese Weise beschrieben werden, ist im Rahmen der existierenden Zeichenlexika nicht möglich. Daher entwickelt HFR eine digitale Zeichenliste (HZLplus), die Zeichen nach kompositionstechnischen Merkmalen kategorisiert. Als erstes wurde hier auf Initiative von M. Cammarosano die Anzahl der Keile und deren numerische Typisierung eingeführt („Gottstein-Nummer“, siehe N. Gottstein, Ein stringentes Identifikations- und Suchsystem für Keilschriftzeichen, Material Text Culture Blog 2012.5 [doi: 10.6105/mtk.mtc_blog.2012.005.Gottstein]). Eine darüber hinausgehende Typisierung, die sich noch in Entwicklung befindet, beschreibt die Abfolge typischer Keilgruppen (z.B. drei übereinander liegende Waagerechte, ŠE-Gruppe oder ḪI-Gruppe) und unterstützt damit die automatisierte Suche ganzer Zeichen, die gemeinsam mit der TU Dortmund entwickelt werden soll.3 So können Merkmale einzelner Keileindrücke in der jeweiligen Position verzeichnet werden. In der paläographischen Studie sollen die einzelnen Zeichenformen dann nicht nur in Form von statistisch ausgewerteten Messdaten, sondern auch beschreibend charakterisiert werden, damit die Methodik den Philologen im Einzelfall auch beim systematischen makroskopischen Vergleich von Schriften unterstützt.

Während der erste Teil dieser digitalen Zeichenliste also der systematischen Referenzierung von Zeichenformen dient, bietet ein zweiter Teil die Lesungen der Keilschriftzeichen einschließlich solcher Lesungen, die im Standardreferenzwerk Hethitisches Zeichenlexikon (HZL) noch nicht verzeichnet sind. Damit wird zum einen HZL aktualisiert, zum anderen dient die Liste als Referenz für die automatische Rückführung von Transliterationen auf digitale Keilschriftzeichen, etwa für Suchfunktionen auf Graphemebene.

In Vorbereitung der paläographischen Studie zu den Festritualtexten wurden digitale Methoden der Schriftmetrologie weiterentwickelt. Als Referenzsystem wurde eine innovative digitale Zeichenliste erarbeitet (HZLplus; schon in Projektphase 2 online verfügbar).

2.9 Modul D1 „Palaische Festritualtexte“

Projektphase 1 sieht laut Antrag neben dem Schwerpunkt Basiscorpus (Modul T1) auch erste Vorarbeiten zu den kritischen Editionen von Festritualtexten, die HFR in späteren Projektphasen erstellen soll, vor. Diese Vorarbeiten sollen vor allem der Entwicklung und Erprobung von Konventionen der online-Textedition der Festritualtexte dienen, aber dem Team auch schon in einer frühen Phase des Projekts Gelegenheit geben, vertieft an einzelnen Textgruppen zu arbeiten. Die Einstellung von D. Sasseville in HFR (15.10.2017–31.1.2018) bot eine besondere Gelegenheit, einen solchen Pilot in Zusammenarbeit mit S. Görke in Hinsicht auf die kleine, aber ungenügend erschlossene Gruppe der palaischen Festritualtexte durchzuführen (Modul D1, geplant für Projektphase 3, 2022–24).

Nicht zuletzt durch seine vorangehende Arbeit im eDiAna-Projekt4 gelangen D. Sasseville wichtige Fortschritte im Verständnis der palaischen Festritualtexte. Dies schließt auch zahlreiche Joinvorschläge und Neuzuordnungen ein (vor allem innerhalb von CTH 751 „Palaisches Ritual mit Brotopfersprüchen“), die zu einem besseren Textverständnis durch die Reduktion der Textvertreter und gleichzeitige Vergrößerung einzelner Manuskripte führten. Im Rahmen von HFR erbrachte die Zusammenarbeit zwischen Sprachwissenschaft (Sasseville) und Hethitologie (Görke) auch neue Erkenntnisse für das Textverständnis. Die Edition der Texte CTH 751.1–3 und CTH 752 steht für die online-Publikation zur Verfügung.

In diesem Zusammenhang wurde darüber hinaus nach Diskussion im Gesamtteam eine erste Version der Handreichung für die Erstellung von Texteditionen online erstellt, die HFR in überarbeiteter und erweiterter Form ab Projektphase 3 als Richtschnur der Arbeit an den kritischen Editionen von Festritualtexten nutzen wird.

Als Pilot für die im späteren Projektverlauf zu erstellenden kritischen Editionen wurden die palaischen Festritualtexte bearbeitet. Die für das Basiscorpus definierten Richtlinien (s. Anlage) konnten mit Blick auf die kritischen Editionen systematisch erweitert werden.

3. Museumsarbeit

3.1 Museumsarbeiten im Jahr 2016

In der Yale Babylonian Collection wurden hethitische und zum Vergleich spätbabylonische Keilschrifttexte 3D-gescannt und fotografiert (9.–17.4.2016; G. Müller; Kooperation mit Dr. R. Pirngruber, Universität Wien).

D. Schwemer bearbeitete unpublizierte Texte im Anadolu Medeniyetleri Müzesi in Ankara und führte Kollationen durch (18.–30.9.2016). M. Cammarosano und G. Müller arbeiteten dort gleichzeitig an 3D-Scans, letzterer auch in den Museen von Çorum und Boğazkale (Boğazköy).

3.2 Museumsarbeiten im Jahr 2017

D. Schwemer führte Kollationen in den Arkeoloji Müzeleri in Istanbul (18.–22.9.2017) und im Anadolu Medeniyetleri Müzesi in Ankara durch (25.–27.9., 2.–3.10.2017). Ebenso dokumentierte er Neufunde der Kampagne 2017 in Boğazköy (4.–13.10.2017), die zum großen Teil unmittelbar zum HFR-Corpus gehören (KBo 71.28, 30, 33, 34, 36, 38) (siehe http://www.hethiter.net/kbo). G. Müller arbeitete in den Arkeoloji Müzeleri in Istanbul (18.10.–27.10.2017), im Anadolu Medeniyetleri Müzesi in Ankara (24.9.–3.10.2017), im Vorderasiatischen Museum in Berlin (12.–13.9. 2017) und im Altorientalischen Seminar der Universität Münster (10.–11.5.2017) an 3D-Scans.

Für 2018 wurden Museumsanträge für Istanbul und Ankara gestellt (G. Müller, D. Schwemer). Die entsprechenden Genehmigungen werden für März/April erwartet. Eine unmittelbare Einspeisung eventuell relevanter Neufunde in Boğazköy oder Kayalıpınar in die Arbeit von HFR ist durch die Tätigkeit der Projektleiter als Grabungsphilologen gesichert. Die Aufarbeitung der rezenten Tontafelfunde aus Kayalıpınar – darunter auch Festritualtexte – durch ein von E. Rieken geleitetes Team ist weit vorangeschritten.

Alle für die Jahre 2016 und 2017 geplanten Museumsarbeiten konnten durchgeführt werden. Die Genehmigungspraxis der türkischen Behörden zeigte sich von den bilateralen politischen Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei unbeeinträchtigt.

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Abbildung 4: Aufnahme von Keilschrifttafeln mit 3D-Scanner (Anadolu Medeniyetleri Müzesi, Ankara)

4. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

4.1 Mitarbeit in HFR

HFR hat sich schon jetzt als ein effektiver Rahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erwiesen: Planungsgemäß wurde das erste der fünf dreijährigen Doktorandenstipendien vergeben (F. Bastici). Das zweite Promotionsvorhaben des Projekts ist aus M. Pflugmachers Projektmitarbeit, zunächst als Studentische, dann als Wissenschaftliche Hilfkraft erwachsen und ergab sich unmittelbar aus ihrer projektnah zur Fachsprache der Rituale in Marburg verfassten M.A.-Arbeit. Eine weitere projektbezogene M.A.-Arbeit wird derzeit von Eileen Xing in Würzburg erarbeitet.

Bemerkenswert ist insgesamt der erhebliche Lernfortschritt, der bei einigen der studentischen Hilfskräften zu verzeichnen ist, die im Laufe ihrer Tätigkeit für HFR eine in diesem Stadium sonst ungekannte Sicherheit im Umgang mit der hethitischen Sprache und Keilschrift erlangt haben. So sind S. Melzer und T. Somel nun in der Lage, die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Kollation der Texte am Foto und der Erstellung von Textbearbeitungen für das Basiscorpus wesentlich zu unterstützen.

Ch. Steitler konnte seine Würzburger Dissertation, die wesentlich auch auf der Analyse von Festritualtexten basiert, im Rahmen von HFR zur Publikation bringen (The Solar Deities of Bronze Age Anatolia, StBoT 62, 2017). Überlegungen zu Habilitationsvorhaben sowohl von Ch. Steitler als auch S. Görke unterstützt die Projektleitung mit Nachdruck.

Ch. Steitler und M. Cammarosano nahmen am 4. Wissenschaftlichen Netzwerk des DAI an der Abteilung Istanbul 2014–16 („Natur und Heiligtum“) teil. Beide tragen zu den Veröffentlichungen des Netzwerks bei, Steitler auch als Mitherausgeber der Netzwerkakten.

Zur Weiterqualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die Teilnahme an der akademischen Lehre und Fachkongressen sei generell auf die Anhänge 6.1 und 6.3 verwiesen. Ein besonderer Höhepunkt der gemeinsamen Arbeit war die Teilnahme am 10. Internationalen Kongress für Hethitologie in Chicago, wo HFR mit nicht weniger als sieben Vorträgen vertreten war.

Die Planung des Doktoranden-Workshop am 15.–16.11.2018 in Mainz durch F. Bastici und M. Pflugmacher ist weit vorangeschritten. Die kleine Tagung, für die u.a. P. Goedegebuure (Chicago) und J. Klinger (Berlin) gewonnen werden konnten, erlaubt den Doktoranden einen gezielten wissenschaftlichen Austausch über die weiteren Themengebiete ihrer Dissertationen mit einer kleinen Gruppe von Postdoktoranden und etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Vom 2.4.–1.6.2018 wird Fatma Kaynar, türkische Doktorandin der Hethitologie an der Universität Turin, im Rahmen von HFR an der Mainzer Akademie als Erasmus-Trainee mitarbeiten. Hier zeigt sich, wie sehr HFR gerade auch vom wissenschaftlichen Nachwuchs international als eine besondere Möglichkeit der Fortbildung und Förderung wahrgenommen wird. Auch fachferne Praktikanten werden gelegentlich von der Mainzer Arbeitsstelle im Rahmen des Praktikantenprogramms der Akademie betreut.

4.2 Internationale HFR-Sommerschule

Die in Kooperation mit dem DAI, Istanbul (Ausgrabung Boğazköy), international ausgeschriebene Sommerschule Edition hethitischer Keilschrifttexte, 17.–23.9.2018 im Boğazköy Müzesi (ministerielle Genehmigung steht noch aus) ist auf großes Interesse gestoßen. Die zwölf verfügbaren Plätze wurden inzwischen an vier Doktorandinnen und acht Doktoranden aus sieben Nationen vergeben, die an Universitäten in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Türkei und den USA forschen.

4.3 HFR als Matrix für erste eigenständige Forschungsvorhaben

HFR hat sich inzwischen mehrfach als ein fruchtbarer Mutterboden für die Etablierung erster eigenständiger Forschungsvorhaben erwiesen. Hierzu zählen insbesondere die DFG-Projekte von M. Cammarosano und J. Burgin (vgl. 1.3). Auch erfahrene Forscher haben den Kontext von HFR als attraktiv für die Planung eigener Forschungsvorhaben erkannt. Hierzu zählen das nun auslaufende Würzburger DFG-Projekt Wine and Viticulture in Hittite Anatolia von Carlo Corti ebenso wie das im März 2018 in Marburg gestartete Luwili DFG-Projekt von Ilya Yakubovich (in Zusammenarbeit mit Alice Mouton, Paris) und das im Juni beginnende DFG-Projekt zur Gesellschaftstruktur der hethitischen Eliten von Matteo Vigo, das dieser an der Mainzer Akademie durchführen wird. HFR-bezogene DFG-Anträge von Oğuz Soysal (für Marburg) und dem Projektmitarbeiter G. Müller (s. 2.8) wurden eingereicht. So reicht die durch HFR mitangeregte und -ermöglichte Forschungslandschaft weit über das Kernprojekt hinaus.

HFR hat sich in seiner Antrags- und Anfangsphase als ein international anerkanntes Zentrum der Nachwuchsförderung etabliert. Die Entwicklung der wissenschaftlichen Karrieren der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind integraler Bestandteil des Vorhabens.

5. Kooperationen und internationale Vernetzung

5.1 Unmittelbare Projektkooperationen

 

5.2 Wissenschaftliche Gäste

Die Forschungsinfrastruktur des Hethitologie-Archivs an der Mainzer Akademie wird regelmäßig von wissenschaftlichen Gästen, nicht zuletzt auch vom wissenschaftlichen Nachwuchs, genutzt. Die Betreuung der Gäste übernehmen G. Müller und Ch. Steitler. Für eine Liste der Gäste im Berichtszeitraum sei auf Anhang 6.4 verwiesen.

Im kommenden Jahr (3.–5.6.2019) wird HFR zum ersten Internationalen Symposium des Projekts an die Mainzer Akademie einladen (Arbeitstitel „Kult und Heiligtum“). Wir gehen davon aus, dass sich anlässlich dieser Tagung weite Teile der etablierten Hethitologie und des wissenschaftlichen Nachwuchses (zumal aus Deutschland und Europa) zum disziplinären und interdisziplinären Austausch in Mainz einfinden werden.

 

6. Anhänge

6.1 Projektbezogene Vorträge von Mitgliedern des Projektteams

James Burgin:

Susanne Görke:

Susanne Görke und Jürgen Lorenz:

Gerfrid G. W. Müller:

Miriam Pflugmacher: 

Elisabeth Rieken:

Daniel Schwemer:

Daniel Schwemer und Elisabeth Rieken:

Charles Steitler:

6.2 Projektbezogene Publikationen von Mitgliedern des Projektteams

Reihen des Projekts:

James Burgin:

Michele Cammarosano:

Susanne Görke:

Jürgen Lorenz:

Jürgen Lorenz und Elisabeth Rieken:

Gerfrid G. W. Müller:

Gerfrid G. W. Müller und Daniel Schwemer:

Gerfrid G. W. Müller, Denis Fisseler und Frank Weichert:

Elisabeth Rieken:

Daniel Schwemer:

Charles Steitler:

 

6.3 Akademische Lehre der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Michele Cammarosano:

Susanne Görke:

Jürgen Lorenz:

Gerfrid G. W. Müller:

Miriam Pflugmacher: 

Charles Steitler:

5. Wissenschaftliche Gäste im Hethitologie-Archiv 2016–17