Launch des neuen Citizen Science-Tools im Projekt ›regionalsprache.de (REDE)‹

Foto: Brigitte Ganswindt

Ab dem 28. März steht ein neues Transliterations-Tool im Projekt ›regionalsprache.de (REDE)‹ zur Verfügung. Mit Hilfe des neuen Tools können Wenkerbogen von allen, die Kurrentschrift lesen können oder es lernen möchten, online abgeschrieben werden.

Für annähernd jeden Ort im deutschen Sprachraum gibt es einen sogenannten Wenkerbogen. Sie stellen die Datengrundlage für Georg Wenkers Sprachatlanten dar, mit denen die einzelnen Lokaldialekte seit 1876 erhoben wurden. Am Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg liegen heute 57.613 handschriftlich ausgefüllte Bogen vor. Die Auswertung dieses Materials ermöglicht es, Sprachwandel über einen Zeitraum von über 100 Jahren zu verfolgen. Durch die Digitalisierung der Bögen sind diese Informationen allgemein zugänglich und bleiben für kommende Generationen erhalten. Mehr Informationen zu den Wenkerbogen finden sich hier.

Georg Wenker entwickelte die Wenkerbogen, indem er rund 40 sorgfältig konstruierte Sätze auf Papierbögen druckte und diese an Schulen versendete. Vor Ort wurden sie vom Lehrpersonal ausgefüllt. Wie aus dem Anschreiben an die Schulen hervorgeht, bestand die Aufgabe darin, vorformulierte hochsprachliche Sätze mit den durch das »allgemein gebräuchliche Alphabet« zur Verfügung gestellten Mitteln in den jeweiligen Ortsdialekt zu »übersetzen«.  Die Bogen wurden in der Regel in Kurrentschrift verfasst, weshalb sie heute für die meisten Menschen nicht mehr lesbar sind. Hier kann das neue Transliterations-Tool helfen: Die Bögen können nun online abgeschrieben und so auch die Kurrentschrift erlernt werden. Auf diese Weise kann Satz für Satz dazu beigetragen werden, dieses einzigartige kulturelle Erbe zu erhalten.

Das Projekt ›regionalsprache.de (REDE)‹ knüpft an die lange Geschichte der Erforschung der deutschen Sprache an und schließt dabei zwei Lücken: Zum einen dokumentiert und erforscht das Projekt die modernen Regionalsprachen des Deutschen, die neben den alten Basisdialekten auch die regional geprägte Alltagssprache erfasst.. Zum anderen betreibt das Projekt eine Forschungsplattform, in der die zahlreichen Forschungsmaterialien der traditionellen Dialektologie sowie der modernen Regionalsprachenforschung über ein sprachgeographisches Informationssystem zur Verfügung gestellt werden. Neben zahlreichen Sprachkarten, Sprachaufnahmen und einer Online-Bibliographie werden auf der Plattform auch Erhebungsmaterialien wie die Wenkerbögen veröffentlicht.

Das Projekt wird am 31. März in der aktuellen Zahl der Woche, der gleichnamigen Kampagne der Akademienunion vorgestellt.

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