Akademiemitglied Sasha Marianna Salzmann wird zweifach ausgezeichnet
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Für ihr künstlerisches Werk und ihr Wirken im zeitgenössischen Theater werden Sasha Marianna Salzmann der diesjährige Kleist-Preis und der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis verliehen.
Die Autorin Samira El Ouassil, Vertrauensperson der Jury der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, begründete die Preisvergabe folgendermaßen: »Sasha Salzmann zeichnet sich durch ihr eindrucksvolles Talent aus, unsere Gegenwart künstlerisch zu erschließen und dabei zugleich das zu verhandeln, was unverfügbar bleibt. Ihr Schreiben ist das einer Gleichzeitigkeit – mehrschichtige, komplexe, oszillierende Gesellschaftsfelder, bei denen sich eine Eindeutigkeit verbietet, schreibt sie sich und uns in Kopf und Herz hinein, und hilft den Lesenden die unaushaltbaren Ambivalenzen ertragen zu lernen. Sie benutzt ihr Schreiben nicht nur als ornamentales Mittel der Abbildung, sondern als Werkzeug zur Durchdringung der Wirklichkeit und das alles mit solch einer Schönheit und Erdung, dass man sich in die Texte schlicht verliebt. Das macht sie zur idealen Kleistpreisträgerin!«
Der Kleist-Preis ist mit 20.000€ dotiert und zählt zu den renommiertesten deutschen Literaturpreisen. Er wird von der Holtzbrinck Publishing Group, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie den Ministerien für Wissenschaft, Forschung und Kultur der Länder Berlin und Brandenburg gefördert. Die Jury des Kleist-Preises wählt traditionell eine Vertrauensperson für die Verleihung aus und schlägt Kandidat:innen für den Preis vor. In diesem Jahr bestand die Jury aus sechs Mitgliedern: Andrea Bartl (Universität Bamberg), Florian Borchmeyer (Dramaturg und Kurator), Anne Fleig (Freie Universität Berlin), Johannes Franzen (Universität Siegen; freier Kritiker), Janika Gelinek (Literaturhaus Berlin) und Claudia Kramatschek (Freie Kritikerin).
Die Jury des Ludwig-Mülheims-Theaterpreises setzt sich aus renommierten Angehörigen der internationalen Kunst- und Theaterszene zusammen. In ihrer Begründung für die Preisverleihung heißt es: »Sasha Marianna Salzmann erzählt über gesellschaftspolitische Umbrüche und Zeitenwenden und macht darüber die Interferenzen zwischen Vergangenem und Gegenwart deutlich, die unsere Zukunft bestimmen und unmittelbaren Einfluss auf individuelle Biografien und zwischenmenschliche Beziehungen haben. Salzmann gibt immer wieder Frauen, Müttern und Töchtern, Schwestern, Großmüttern und Enkelinnen eine Stimme und spiegelt in diesen generationsübergreifenden Beziehungsgeflechten ein komplexes, diverses Gesellschaftsbild. In dem Widerspruch zwischen der Eloquenz der Figuren und einer gleichzeitigen Sprachlosigkeit, im Ausweichen, im Streit, im Vergessenwollen manifestiert sich auch ein utopischer Moment und zeigt sich, wie schwierig es auch sein mag, wie wichtig es gerade in krisenhaften Zeiten ist, zu einem empathisch zugewandten Gespräch zu finden, wie wichtig es ist, den Dialog zu führen.«
Der Ludwig-Mülheims-Theaterpreis ist mit 25.000€ dotiert. Er wird seit 1991 verliehen und wurde vom katholischen Schauspieler Ludwig Mülheims und Kardinal Joseph Höffner begründet. Auf Wunsch von Mülheims dient der Preis der Ehrung und Förderung von zeitgenössischen Theaterstücken, die religiöse Themen behandeln. Zur diesjährigen Jury gehörten u.a. Dieter Borchmeyer, Gabriele Brandstetter, Beate Heine und Kay Voges.
Sasha Marianna Salzmann, 1985 in Wolgograd geboren, ist Dramatiker:in, Romanautor:in, Essayist:in und war Mitbegründer:in des Kultur- und Gesellschaftsmagazins ›freitext‹. Salzmanns Theaterarbeiten erhielten zahlreiche Preise und sind in über 20 Sprachen übersetzt. Von 2013 bis 2019 war Salzmann Hausautor:in des Maxim Gorki Theaters Berlin, an dem Salzmann das Studio Я leitete. 2017 erschien im Suhrkamp Verlag das Romandebüt »Außer sich«. Der Roman erhielt zahlreiche, auch internationale, Ehrungen, und ist in 16 Sprachen übersetzt. 2020 wurde Salzmann mit dem Kunstpreis für Darstellende Kunst der Akademie der Künste Berlin sowie mit der Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt der Universität Braunschweig ausgezeichnet. 2021 erschien Salzmanns zweiter Roman »Im Menschen muss alles herrlich sein«, der 2022 mit dem Preis der Literaturhäuser sowie dem Hermann-Hesse-Literaturpreis geehrt wurde. Salzmann ist seit 2023 Mitglied der Klasse der Literatur und der Musik.