Akademiemitglied Barbara Honigmann erhält Goethepreis 2023

Foto: © Peter-Andreas Hassiepen/Hanser Verlag

Die Stadt Frankfurt verleiht die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung an die Schriftstellerin, die in ihren autobiografisch grundierten Romanen »von jüdischen Schicksalen sowie ihren enttäuschten Hoffnungen an eine bessere und gerechtere Welt in der Nachkriegszeit« erzählt. Die Laudatio wird der Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann halten.

»Barbara Honigmanns Werke sind Zeugnisse des Gefühlslebens der zweiten Generation von Schoah-Überlebenden. In ihnen kommt all der Schmerz, die tradierten Traumata und die Unbehaustheit zum Ausdruck, die viele Kinder Überlebender ein Leben lang begleiten. Honigmann schreibt autobiografisch inspiriert, gibt damit aber auf literarisch kreative, verspielte und liebevolle Weise etlichen Menschen eine Stimme, die zu oft übersehen wurden. Ihre Reflexionen über jüdische Identität in Europa machen sie zu einer mehr als würdigen Trägerin des Goethepreises«, begründet Frankfurts kommissarische Oberbürgermeisterin und Vorsitzende des Kuratoriums, Nargess Eskandari-Grünberg, die Entscheidung.

»Mit Barbara Honigmann haben wir eine dem Goethepreis würdige Preisträgerin ausgewählt. Die bereits vielfach ausgezeichneten Romane von Barbara Honigmann ermessen einen literarischen Raum, der von der Provinzialität der DDR bis hin zu einem multiethnischen Viertel in Straßburg reicht. Es sind literarische Zeugnisse von jüdischen Menschen, die dem Nationalsozialismus entronnen, die Grunderfahrung einer Fremdheit und Exklusion auch noch im Sozialismus erfahren mussten. Von großen Desillusionierungen und der Rettung durch die Rückkehr zum Judentum erzählt Barbara Honigmann in einer klaren und kunstvoll einfachen Sprache, die der Tiefe des Stoffes eine ungemeine Intensität verleiht«, ergänzt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig

Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 emigrierte sie mit ihrer Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt. Honigmanns Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. zuletzt dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2022. In ihren Veröffentlichungen setzt sie sich immer wieder mit ihrer Herkunft und ihrer jüdischen Identität auseinander, zuletzt ›Chronik meiner Straße‹ (2015), ›Georg‹ (2019) und die Textsammlung ›Unverschämt jüdisch‹ (2021). Sie wurde 2021 mit dem Jean-Paul-Preis für das Lebenswerk 2021 und 2022 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet. Barbara Honigmann ist seit 2007 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

Der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main wird alle drei Jahre am Geburtstag Johann Wolfgang Goethes, dem 28. August, an eine Persönlichkeit verliehen, »die durch ihr Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist«. Die letzten Preisträger waren 2020 Dževad Karahasan, 2017 Ariane Mnouchkine, 2014 Peter von Matt, 2011 Ali Ahmad Said Esber – Adonis und 2008 Pina Bausch, 2011. Frühere Preisträger waren unter anderem Sigmund Freud (1930), Hermann Hesse (1946) und Thomas Mann (1949). Erster Goethepreisträger war im Jahr 1927 Stefan George.

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