50 Jahre ›Neue Schubert-Ausgabe‹

Graham Johnson und Carolina Ullrich bei einem Liedbeispiel Foto: Susanne Eckstein

Vor 50 Jahren nahm die ›Neue Schubert-Ausgabe‹ ihre Arbeit auf: die Edition sämtlicher Werke Franz Schuberts, die sowohl höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen genügt wie den Bedürfnissen der Musikpraxis gerecht wird. Gefeiert wurde das Jubiläum im Rahmen der Schubertiade am 1. Mai in Hohenems mit einem Festakt. Im Rahmen des international höchst renommierten Festivals, das in diesem Jahr 40 Jahre alt wird, fanden am 2. und 3. Mai auch zwei Musikwerkstätten statt, Veranstaltungen, in denen Wissenschaftler der ›Neuen Schubert-Ausgabe‹ gemeinsam mit bekannten Künstlern wie dem Tenor Christoph Prégardien und dem Pianisten Graham Johnson sich mit Fragen der Aufführungspraxis Schubert’scher Lieder auseinandersetzten. Die Zuhörer der Musikwerkstätten konnten sich sogar über eine Uraufführung freuen: Die im Rahmen der Neuen Schubert-Ausgabe von Prof. Dr. Walther Dürr veröffentlichten sieben ›Selam-Lieder‹ des jungen Schubert wurden von der Sopranistin Carolina Ullrich und dem Bariton Benjamin Appel in Begleitung von Graham Johnson erstmals zyklisch aufgeführt. 

Das Editionsbüro der ›Neuen Schubert-Ausgabe‹ wurde 1965 in Räumen der Universität Tübingen eingerichtet, 1980 kam eine Arbeitsstelle an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dazu.  Von einem festen Editionsteam werden kontinuierlich Schuberts Handschriften und Erstdrucke erforscht und in modernen Notentext übertragen. Auf Grundlage aller zur Verfügung stehenden Quellen und den neuesten Forschungsergebnissen will die ›Neue Schubert-Ausgabe‹ dem spezifischen Charakter des Schubert’schen Œuvres gerecht werden. Dazu gehören die gleichberechtigt nebeneinander stehenden Fassungen eines Werkes ebenso wie die Verdeutlichung der bisweilen zahlreichen Varianten. Auf diese Weise wird bei aller philologischen Komplexität ein Notentext erstellt, der auch der musikalischen Praxis dient. Inzwischen ist die Arbeit weit gediehen: Von den geplanten 101 Notenbänden sind bisher 81 erschienen, darunter auch alle Klavierwerke sowie das riesige Gesamtkorpus der Lieder, die inzwischen vollständig in Ausgaben gemäß den Editionsstandards der Ausgabe vorliegen. Die Notenbände werden ergänzt durch die sogenannten Kritischen Berichte und die leichtgewichtigeren »praktischen Notenausgaben« für jedermann. Zu tun ist bis zum geplanten Abschluss der Arbeiten 2027 noch einiges, so im Bereich der Kirchen- und Orchestermusik, bei den 18 Opern-Bänden, den mehrstimmigen Gesängen oder den Supplement-Bänden.

Herausgeber der Ausgabe, die im Bärenreiter-Verlag Kassel erscheint, ist die Internationale Schubert-Gesellschaft e.V., Tübingen. Von Anfang an wurde das Editionsvorhaben aus öffentlichen und privaten Mittel gefördert. Die Hauptförderung erfolgt seit 1980 im Rahmen des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms durch das Land Baden-Württemberg und den Bund. Bereits 1976 hat die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, die Tübinger Arbeitsstelle zusammen mit einer Reihe von langfristigen musikwissenschaftlichen Forschungsprojekten von der Stiftung Volkswagenwerk in ihre koordinierende Betreuung übernommen. Die ›Neue Schubert-Ausgabe‹ ist eine von 15 Musikergesamtausgaben, welche derzeit von der Mainzer Akademie betreut werden. Diese sind nicht nur für hochspezialisierte Musikwissenschaftler, sondern auch Musikpraktiker ein Begriff. So freute sich der Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Prof. Dr. Gernot Wilhelm, in seinem Grußwort zum Festakt insbesondere auch darüber, dass der Dialog zwischen Musikpraxis und Musikwissenschaft so gut gelingt und der Pianist Graham Johnson betonte, dass die ›Neue Schubert-Ausgabe‹ eine Fundgrube für den praktischen Musiker sei.

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