Worüber wir sprechen, wenn wir über Zionismus sprechen. Zionismus und Antisemitismus: Geschichte und Gegenwart (Podiumsdiskussion)

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Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz

Zionismus wird seit den 1960er Jahren, also im Kontext der erfolgreichen Dekolonialisierung des sogenannten Globalen Südens, als kolonialistische Ideologie verstanden, die es im Namen universaler Gleichheit und Emanzipation zu überwinden gelte. Diese Lesart hat sich in vielen - nicht allen! - Kreisen in den letzten Jahren verstärkt. Vor dem Hintergrund des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober sowie dem Krieg im Gazastreifen ist diese Interpretation eine Art Allgemeingut geworden. Dabei sollte jedoch herausgestellt werden, dass der Zionismus nicht nur Berührungspunkte mit postkolonialen Theorien besitzt, sondern sie zu einem großen Teil inspiriert hat (sowohl vor der Unabhängigkeit Israels als auch in den Folgejahren), sich nicht wenige seiner Exponenten der inhärenten kolonialen Versuchung bewusst waren. Worum es geht, ist also: das Erbe der zionistischen Ideen und Bewegungen in ihrer Vielfalt zu würdigen, die dialogischen Ansätze, die ihre Hoffnung insbesondere auf eine jüdische Emanzipation zusammen mit der Emanzipation anderer Gruppen des zerfallenen osmanischen Reichs gründeten. Eine historische Perspektive sollte den Zionismus nicht als den kolonialistischen Widersacher des "Globalen Südens", sondern als unauflöslich mit ihm verschränkt betrachten. Debattiert werden muss schließlich über die Versöhnung universalistischer und identitärer Ansprüche, die sich der Zionismus in seinen verschiedenen Varianten auf die Fahne geschrieben hat und die ihn mit postkolonialen Projekten bis heute verbindet. 

Bei der Veranstaltung werden jüdische Autoren aus der Frühzeit des Zionismus wie Franz Baermann Steiner mit Autor*innen, die sich mit aktuellen Debatten befassen wie Ronya Othmann und Doron Rabinovici, ins Gespräch gebracht. Der Zionismus war nicht umsonst auch eine poetische Bewegung: nämlich der Selbsterfindung im Fremden, Unentdeckten (wobei man dann einsehen musste, dass es keine tabula rasa gab).

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahr 2024 unter der Überschrift PERSPEKTIVE: FREIHEIT statt.
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Ein Wissenschaftsjahr Freiheit fordert die in der Akademienunion zusammengeschlossenen Wissenschaftsakademien in besonderer Weise heraus. Als traditionsreiche Wissenschaftseinrichtungen, die ihre Aufgabe u. a. darin sehen, Vergangenheit zu erschließen und Zukunft zu gestalten, werden die Akademien unter der Überschrift PERSPEKTIVE: FREIHEIT innovative und dialogische Formate erproben, um Wissenschaft und Bürger:innen miteinander ins Gespräch zu bringen.

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