Neues Vorhaben ›Handschriftencensus (HSC) – Kompetenzzentrum Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters‹ beschlossen

Foto: Jan Hildner.

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) des Bundes und der Länder hat am 27. Oktober 2016 in Berlin das Akademienprogramm 2017 der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften mit einem Gesamtvolumen von rund 65 Millionen € beschlossen. Das Programm dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes und ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland. Es wird von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Der Akademie der Wissenschaften und der Literatur wurde das Langzeitvorhaben ›Handschriftencensus (HSC) – Kompetenzzentrum Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters‹ bewilligt.

Der Handschriftencensus (HSC) will das gesamte deutschsprachige Handschriftenerbe des Mittelalters in einer frei zugänglichen Datenbank systematisch erfassen. Damit sichert er einen bedeutenden Schatz unseres kulturellen Erbes und bietet gleichzeitig ein wichtiges Fundament zum Verständnis der Vormoderne. Das Projekt baut auf bereits bestehenden oder abgeschlossenen Repertorien, Katalogisierungs- und Forschungsprojekten auf, die zwar bereits beträchtliche Überlieferungsbestände dokumentieren, aber eben (noch) keinen Gesamtüberblick bieten können. Mit dem ›Handschriftencensus‹ wird dieser Gesamtbestand aufgearbeitet, anhand der aktuellen Forschungslage geprüft, erschlossen, normiert und allen historischen Disziplinen im Rahmen einer Datenbank (Open Access) zur Verfügung gestellt. Das betrifft in erster Linie die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, aber über die in und mit den Handschriften transportierten Texte auch die Historischen Wissenschaften, die Medizin-, Rechts- und Wirtschafts-, Frömmigkeits-, Wissenschafts-, Medien- sowie in Gestalt der illustrierten Handschriften auch die Kunstgeschichte. Die Form der digitalen Publikation erlaubt es, die vorgehaltenen Informationen laufend aktuell zu halten, dynamisch zu gestalten, zu durchsuchen und den Datenpool insgesamt mit der Forschungscommunity zu vernetzen. Unter dem Dach der Mainzer Akademie wird sich der HSC als Scharnierstelle zwischen traditioneller Philologie und den Digital Humanities etablieren, d. h. als Forschungsplattform und weltweit agierendes, anerkanntes Kompetenzzentrum zu Fragen der Überlieferungsdokumentation, der Bestandsermittlung, der Normierung und der Textidentifizierung für deutschsprachige Handschriften und Fragmente des Mittelalters. Zugleich bildet der HSC – in Verbindung mit parallelen Vorhaben etwa in Frankreich, den Niederlanden und Österreich – einen zentralen Baustein im gemeinsamen Fernziel einer digital vernetzten Gesamtübersicht aller volkssprachigen Literaturen des europäischen Mittelalters. Bei Abschluss des Vorhabens sollen alle weltweit handschriftlich überlieferten volkssprachig-deutschen Textzeugen des Mittelalters (rund 26.000 Handschriften in mehr als 1.500 Bibliotheken, Sammlungen und Archiven) qualifiziert erfasst und der Wissenschaft zugänglich gemacht worden sein. Das Projekt ist auf 20 Jahre angelegt und am Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters an der Philipps-Universität Marburg angesiedelt.

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