Neuerscheinung in der Gluck-Ausgabe

Abb.: Informationen siehe unten

Im Kasseler Bärenreiter-Verlag ist ein neuer Band des Akademievorhabens ›Christoph Willibald Gluck: Sämtliche Werke‹ erschienen. Die Neuerscheinung ›Geistliche und weltliche Vokalmusik‹ (VI/1) wird von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Yuliya Shein herausgegeben.

Der neue Band der Gluck-Gesamtausgabe enthält die kritische Edition einzelner unter dem Namen Christoph Willibald Gluck überlieferter Vokalnummern geistlicher und weltlicher Musik. Die Auswahl der Stücke basiert auf einer angenommenen oder wahrscheinlichen Authentizität der Kompositionen, welche anhand der Überlieferung und durch den ermittelten Entstehungszusammenhang bestimmt wird.

Der erste Teil des Bandes zur geistlichen Musik enthält das einzige überlieferte Werk Glucks mit liturgischem Text: die Vertonung des Psalms 130 [129] ›De profundis clamavi ad te, Domine‹. Für diese Neuausgabe wurde erstmals neben der zeitgenössischen Partiturabschrift und dem Erstdruck (Paris 1805) das Stimmenmaterial der posthumen Wiener Erstaufführung im April 1788 berücksichtigt.

Der zweite Teil umfasst neun einzelne, aus unterschiedlichen Entstehungskontexten stammende Stücke mit weltlichen Texten. Einerseits sind es Arien, die konkreten Opernproduktionen zugeordnet werden können, an denen Gluck mitgewirkt hat: Dabei handelt es sich um die Vokalnummern aus den Opera-seria-Pasticci ›Arsace‹ (Hamburg 1748) und ›Temistocle‹ (Kopenhagen 1749) sowie aus der Opéra-comique ›Tircis et Doristée‹ (Laxenburg 1756). Andererseits sind es Einlagearien oder Einzelstücke, die vermutlich für private oder öffentliche Konzertaufführungen komponiert wurden. Alle neun Vokalnummer liegen in der jetzt erschienenen Neuausgabe erstmals im Druck vor. Ferner ist das Textbuch zu den musikalisch nicht überlieferten ›Cori da cantarsi in Schloshoff‹ (1754) von Gluck und Giuseppe Bonno faksimiliert. Des Weiteren enthält der Band Abbildungen beispielhafter Auszüge aus den Quellen (inkl. einiger Seiten der in Privatbesitz befindlichen autographen Partitur der Arie ›Ha negli occhi un tale incanto‹) und der Textbücher zu den obengenannten Produktionen sowie eine detaillierte Einleitung zur Genese des jeweiligen Vokalstückes und den Kritischen Bericht, worin eingehend Stellung zum Quellenmaterial sowie zu Fragen der Editionstechnik und Aufführungspraxis bezogen wird.

Christoph Willibald Gluck ist vor allem als der große Opernreformer des 18. Jahrhunderts hervorgetreten, dennoch existiert bis heute keine vollständige Ausgabe seines umfangreichen Schaffens. Hier setzt die Forschungsarbeit der Gluck-Gesamtausgabe an.

Abbildungen:

Links: Christoph Willibald Gluck, Arie ›Rendimi alle ritorte‹ aus dem Pasticcio ›Arsace‹ (Hamburg 1748), Musik- och teaterbiblioteket - The Music and Theatre Library of Sweden, Stockholm

Rechts: Christoph Willibald Gluck (incerta), Arie ›Che legge spietata‹, Bibliothèque nationale de France, département Musique, Paris, D-4712 (10)

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