Akademiemitglied Daniel Kehlmann erhält Ludwig-Börne-Preis 2024

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Foto: Daniel Kehlmann; © Heike Huslage-Koch

Der Schriftsteller und Essayist Daniel Kehlmann ist in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet worden. Kehlmanns Literatur lese sich als »brennend aktuelle Mahnung«, sagte die Verlegerin Felicitas von Lovenberg.

Das eigene Urteil nicht von einer Gruppenzugehörigkeit und der Herkunft beeinflussen zu lassen: Dafür hat der Schriftsteller Daniel Kehlmann in seiner Dankesrede plädiert, als er am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den Ludwig-Börne-Preis entgegengenommen hat. »Identität als Gefängnis der Argumentation, Zugehörigkeit als Fesselmaxime des Denkens, der Vorwurf ist eine Konstante in Börnes Wirken.« Der aus Frankfurt stammende, jüdische Kritiker und Essayist Börne (1786–1837) habe sich in seiner letzten Schrift »Menzel der Franzosenfresser« mit aller Feuerkraft seines Stils zu etwas bekannt, was damals noch nicht selbstverständlich gewesen sei und es »heute auf einmal nicht mehr ist« – zum Universalismus.

Kehlmanns Roman »Die Vermessung der Welt« gilt als eines der erfolgreichsten deutschen Bücher der Nachkriegszeit. Auch sein Roman »Tyll« stand monatelang auf den Bestsellerlisten und kam auf die Shortlist des International Booker Prize. Zuletzt erschien sein Roman »Lichtspiel« über einen Filmregisseur im Dritten Reich.

Von literaturwissenschaftlicher Seite wurde Kehlmann als »magischer Realist« bezeichnet und damit in eine Tradition eingereiht, die bis in die 1920er Jahre zurückreicht - verbunden mit Namen wie Alfred Kubin und Hermann Broch, aber auch mit lateinamerikanischen Autoren wie Vargas Llosa und Gabriel García Márquez.

»So liest sich sein Werk als brennend aktuelle Mahnung angesichts der wachsenden Bedrohung der Demokratie und der fortschreitenden gesellschaftlichen Polarisierung.« Kehlmann sei ein virtuoser wie subtiler Erzähler von Parallelwirklichkeiten, hob von Lovenberg hervor.

Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung für herausragende Essays, Kritiken und Reportagen ist nach dem Publizisten Ludwig Börne (1786 bis 1837) benannt. Über die Vergabe entschied in diesem Jahr die Verlegerin und ehemalige Literaturkritikerin von Lovenberg.

Der Ludwig-Börne-Preis wurde erstmals 1993 vergeben. Er erinnert an den Frankfurter Schriftsteller und Journalisten, der wegen seiner scharfzüngigen Prosa als einer der Erfinder des Feuilletons gilt.

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