Projektbeschreibung

Mit der graphbasierten Edition der sozinianischen Briefwechsel, welche von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird, soll eine relevante Quellenbasis bereitgestellt werden, die zusammen mit interdisziplinär nutzbaren Auswertungsinstrumenten eine eingehendere Erforschung des transkonfessionellen Ringens um eine neue Ausbalancierung von Theologie, frühmoderner Naturwissenschaft und Politik in Europa ermöglicht.

Die Edition umfasst die Zeitspanne von ca. 1580 bis ca. 1740. Bisher sind 1833 Briefe katalogisiert worden, die die Sozinianer untereinander und mit Gelehrten der anderen Konfessionen austauschten. In diesen Briefen spiegeln sich die komplexen Interdependenzen zwischen dem historisierend-rationalisierenden Zugriff auf religiöse Inhalte, den frühmodernen naturwissenschaftlichen Fragestellungen inklusive ihrer Methodik und den politischen Korrespondenzen wider. Darüber hinaus gewähren die sozinianischen Briefwechsel aufschlussreiche Einblicke in die weite Teile Europas umspannenden gelehrten Netzwerke.

Im Rahmen eine Kooperation zwischen der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz werden diese Briefe erstmals vollständig erfasst und aufgearbeitet. Nebst einer textkritischen und sachlichen Kommentierung sowie Regesten soll die geplante graphbasierte digitale Edition den Nutzen geographischer, personen- und sachbezogener Auswertungsmöglichkeiten über eine systematische Verschlagwortung der edierten Texte bieten.

Des Weiteren integriert die Edition die den Briefen beiliegenden und in den meisten Fällen in Form ausgearbeiteter Kupferstiche veröffentlichten Zeichnungen astronomischer Phänomene, welche die in den Briefwechseln thematisierten Sachverhalte visualisieren. Genauso verfährt sie mit den bislang nicht publizierten politischen Nachrichten, die weit über 100 Schreiben beigefügt sind. Auf diese Art und Weise werden quellentechnische Voraussetzungen geschaffen, die neue interdisziplinäre Forschungsfelder für die Theologie-, Philosophie-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte eröffnen.