Projektbeschreibung

urk.jpg 
Der König auf dem Richtersitz. Niederdeutsche Ausgabe des Sachsenspiegels von Bartholomäus von Unckel, Köln 1480.

Die negativen Urteile über das deutsche Königs- und Hofgericht, die man in der Literatur allenthalben antrifft, beruhen darauf, daß man sich von der Tätigkeit dieses Gerichts kein Bild machen konnte, weil es keine zentrale Hofgerichtsüberlieferung gibt, die für ein fundiertes Urteil die Quellen hätte bieten können. Das Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die aus der Tätigkeit des Königsgerichts hervorgegangenen oder darauf bezüglichen Quellen zu sammeln und zu präsentieren. Dazu war und ist es notwendig, möglichst viele der Empfängerarchive von Urkunden darauf zu untersuchen, ob sie solche Urkunden enthalten. Im Druck liegen solche Urkunden bestenfalls für die Zeit bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts vor. Für diese Zeit besteht der Wert der Sammlung vorwiegend darin, daß das einschlägige Material zum ersten Mal geschlossen dargeboten wird, so daß damit erstmalig eine hinreichende Quellengrundlage für Urteile über die Tätigkeit des deutschen Zentralgerichts vorhanden ist. Für die folgende Zeit bis 1451 kommt hinzu, daß fast ausschließlich ungedrucktes Material erschlossen werden wird. Der aus diesen Quellen zu erzielende Erkenntnisgewinn wird groß sein. Zum ersten Mal wird es möglich werden zu untersuchen, ob und wie weit die deutschen Herrscher im Vergleich zum König von Frankreich oder England ihre richterlichen Funktionen wahrgenommen haben. Da die Aufgaben als Richter zentral für die Herrscher waren, werden sich dabei auch Aufschlüsse über das Herrschaftssystem des mittelalterlichen Reiches allgemein ergeben. Da für andere Gerichtshöfe in Deutschland von überregionaler Bedeutung (die Oberhöfe von Magdeburg, Lübeck, Frankfurt, Ingelheim etc.) die Quellen erst aus dem Spätmittelalter überliefert sind, werden die Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsgerichts die einzige Möglichkeit bieten, die rechtsprechende Tätigkeit einer Institution vom 10. Jahrhundert bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zu analysieren. Inzwischen ist der 17. und damit letzte Band des Vorhabens erschienen und das Projekt somit abgeschlossen.