Digitale Medien und Musikedition

Kolloquium am 16.-18. November 2006

Die Bedeutung digitaler Medien für die kritischen Editionen großer Komponisten diskutierten Ende November etwa 75 Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, USA und Österreich. Das Kolloquium "Digitale Medien und Musikedition" wurde vom Ausschuss für musikwissenschaftliche Editionen der Akademienunion und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften der Universität Trier veranstaltet.

Die Tagung war in zwei Sektionen eingeteilt, denen ein abschließender Workshop folgte. Nachdem sich zunächst EDV-basierte literatur- und musikwissenschaftliche Projekte vorgestellt hatten, standen dann die Musikeditionen im Mittelpunkt: Anhand von ausgewählten Projekten wie der "Digitalen Mozart-Edition" wurden Codierungsformen besprochen, aber auch die Erschließung neuer Quellen, Probleme bei der Datenspeicherung und -strukturierung sowie weitere technische Fragen diskutiert. In einem Workshop wurden die Perspektiven digitaler Editionen der Musikwissenschaft gemeinsam erläutert. Anhand ausgewählter EDV-basierter literatur- und musikwissenschaftlicher Projekte und Fachportale wie z.B. dem Heinrich-Heine-Portal und dem digitalen Beethoven-Archiv wurde zunächst eindrucksvoll demonstriert, welche digitalen Recherchemöglichkeiten es bereits gibt. Durch die ausgewählten Projekte wurde darüber hinaus deutlich, dass die Erschließung und Bereitstellung digitaler Fachinformationen – orientiert an aktuellen Erfordernissen von Wissenschaft und Forschung – inzwischen zu den zentralen Aufgaben beider Disziplinen gehört und dass sich Literatur- und Musikwissenschaftler mit ähnlichen Problemen und Fragen auseinandersetzen müssen, wenn es darum geht, Quellen und wissenschaftliche Materialien recherchierbar und dauerhaft verfügbar zu machen. Im Zentrum der Tagung stand dann das Thema "Digitale Musikedition", das anhand von ausgewählten Projekten wie der "Digitalen Mozart-Edition" besprochen wurde. Neben Methoden und Techniken von Codierungsformen von Musik (z.B. MusicXML) standen im Mittelpunkt der Diskussion Fragen und Probleme im Zusammenhang mit der Erschließung neuer Quellen, der Datenspeicherung und –strukturierung sowie Datenhaltungsstandards und Möglichkeiten ihrer Anwendung bzw. Aufbereitung. In dem abschließenden Workshop ging es vor allem um mögliche gemeinsame Standards (TEI als Modell für MEI?), Werkzeuge und Formate sowie um Vernetzungsmöglichkeiten und Fragen zur Forschungsförderung, wobei sich die Teilnehmer darüber einig waren, dass internationale Kooperation und Austausch auf nationaler wie internationaler Ebene unabdingbar sind. Im Hinblick auf die Perspektiven digitaler Musikedition waren sich die Teilnehmer des Workshops darüber einig, dass die begonnenen Entwicklungen unbedingt koordiniert werden sollten, um Ressourcen zu bündeln und Synergieeffekte zu erzielen. Darüber hinaus wurde empfohlen, unter dem Dach der Akademienunion ein entsprechendes Forum bzw. eine Anlaufstelle zu etablieren sowie vor allem kleinere Arbeitsgruppen einzurichten, die sich nicht nur mit spezifischen Fragen und Problemen digitaler Musikedition auseinandersetzen und die Entwicklung auf diesem Gebiet vorantreiben sowie vor allem auch die Ergebnisse ihrer Arbeit weiter kommunizieren.

Digitale Medien und Musikedition, 16.-18. November 2006, Mainz

Sektion I: Vorstellung EDV-basierter literaturwissenschaftlicher und musikwissenschaftlicher Projekte

Leitung: Kurt Gärtner

Roland Kamzelak Harry Graf Kesslers Tagebuch
Bernd Füllner, Christian Liedtke Das Heinrich-Heine-Portal
Fotis Jannidis Vorstellung des Projekts TextGrid
Joachim Veit Digitale Edition von Musik als fachübergreifende Herausforderung
Justyna Hadyniak, Christoph Reuter, Michael Oehler Immer und überall erreichbar – Notenmanuskripte im Internet
Friederike Grigat Das digitale Archiv des Beethoven-Hauses
Dirk Scholz Das elektronische Angebot der BSB zur Musik
Josef Focht Das Bayerische Musiker-Lexikon-Online

Sektion II: Digitale Musikedition (Codierungsformen, Erschließung neuer Quellen, Datenspeicherung und –strukturierung)

Leitung: Joachim Veit

Stefan Morent, Gregor Schräder Digitale Edition mittelalterlicher Musik
Julia Craig-McFeely Digital Image Archive of Medieval Music
Oliver Huck Digitale Edition der Musik vor 1600
Theodor Dumitrescu Corpus Mensurabilis Musicae Electronicum
Frans Wiering Thesaurus musicarum italicarum
Uwe Wolf Vorstellung der Projekte Bach-Digital und Quellendatenbank Bach-Familie
Franz Kelnreiter, Ulrich Leisinger Die digitale Mozart-Edition (Folien)

Sektion II: Fortsetzung Digitale Musikedition (technische Fragen, mögliche Standards)

Leitung: Reinmar Emans

John Bradley, Gerhard Brey, Danae Stefanou Chopin’s First Editions Online project / Online Chopin Variorum Edition
Daniel Röwenstrunk Datenhaltungsstandards und Möglichkeiten ihrer Anwendung bzw. Aufbereitung
Tim Crawford Methodologies and Technologies for Advanced Musical Score Encoding
Michael Good MusicXML – Methodology and Technical Methods
Johannes Kepper Codierungsformen von Musik

Workshop: Perspektiven digitaler Werk- und Texteditionen der Musikwissenschaft [Forschungsförderung, Standards (Text, Musik), Werkzeuge, Vernetzung]

Leitung: Kurt Gärtner, Thomas Burch, Joachim Veit