Projektbeschreibung

Als europaweit einzigartige Institution ermittelt und katalogisiert die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg seit 1976 Leichenpredigten. Diese biographischen Quellen – zwischen 1530 und 1750 entstanden – sind von großer Bedeutung zur Erforschung der Frühen Neuzeit. Bis 2005 wurden die Leichenpredigten-Bestände in den Regionen Hessen und Schlesien erfasst. Seit 2006 konzentriert sich die Bearbeitung auf thüringische Bestände. Die Bestände in Sachsen wurden bis 2010 von der 1991 eingerichteten Dependance der Forschungsstelle an der Technischen Universität Dresden ausgewertet. Seit 1986 werden die bearbeiteten Leichenpredigten auch verfilmt. 2009 ist mit der Digitalisierung des Filmarchivs begonnen worden. Mittlerweile hat sich die Forschungsstelle für Personalschriften zu einem Archiv, einer Serviceeinrichtung und einem Kompetenzzentrum für Personalschriften entwickelt.
Die Ergebnisse der Arbeiten der Forschungsstelle werden in zwei Reihen veröffentlicht: Die eine, ›Leichenpredigten als Quelle historischer Wissenschaften‹, enthält in fünf Bänden die Vorträge, die anlässlich der 1974, 1977, 1983, 2002 und 2012 durchgeführten ›Marburger Personalschriften-Symposien‹ gehalten wurden.
Die andere Schriftenreihe der Forschungsstelle, die ›Marburger Personalschriften-Forschungen‹, ist für die Publikation von Abkürzungsverzeichnissen, Bibliographien, Monographien und nicht zuletzt für die Kataloge von Leichenpredigten-Beständen bestimmt und umfasst bislang 55 Bände. Außerdem stehen inzwischen mehrere Datenbanken online zur Verfügung:
- der Gesamtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten (GESA) mit über 223.000 Nachweisen
- der Titelblattkatalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Universitätsbibliothek Wrocław/Breslau mit 29.107 Stücken
- die fortlaufend aktualisierte Bibliographie zur Leichenpredigten-Literatur
- die Ergebnisse der Umfrage nach Leichenpredigten-Beständen in den neuen Bundesländern
- der Thesaurus Locorum (THELO), eine Datenbank mit über 43.000 frühneuzeitlichen Ortsnamen
- der Thesaurus Professionum (THEPRO) mit über 30.000 frühneuzeitlichen Berufsbezeichnungen
- der Katalog der sicherungsverfilmten ausgewählten deutschsprachigen Altbestände der Universitätsbibliothek Breslau (SIBRES)
Der Internetauftritt der Forschungsstelle − das Wissensportal zur Personalschriften-Gattung ›Leichenpredigten‹ − ist 2010 grundlegend überarbeitet worden. Mit Unterstützung der an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz angesiedelten Digitalen Akademie wurde die Website auf ein neues technisches Fundament gestellt und präsentiert sich nun in einem zeitgemäßen Design. Informationsstruktur und Benutzerführung wurden verbessert, sodass die Nutzer einen komfortableren Zugang zu bewährten und neuen Inhalten bekommen. Alle Rubriken erscheinen in neuem Layout und können über die übersichtlich strukturierte Menüführung direkt von der Startseite aus angesteuert werden.
Das Wissensportal ›Leichenpredigten‹ vermittelt umfassende Kenntnisse über Aufbau, Geschichte und Quellenwert dieser Personalschriften. An vier multimedial aufbereiteten Leichenpredigten wird ihre hohe Informationsdichte als Quelle historischer Forschung exemplarisch aufgezeigt. In der Artikelserie ›Leben in Leichenpredigten‹ wird jeden Monat eine besonders anschauliche und wissenschaftlich interessante Leichenpredigt vorgestellt. Zwei digitale Editionen ergänzen das Online-Angebot.

Bericht 2013

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Leichenpredigten. Foto: Eva-Maria Dickhaut/Forschungsstelle für Personalschriften.