Projektbeschreibung

Die räumliche Umgebung ist etwa bei Gründungs- oder Memorialinschriften wesentlich für das Verständnis von Bedeutung und historischem Kontext. Dennoch hat die Epigraphie bisher im aufstrebenden Feld der Spatial Humanities nur wenig Beachtung erfahren. Dieses Forschungsprojekt möchte das ändern. Wir entwickeln eine Methodologie und diese unterstützende Software-Werkzeuge, mit denen Inschriften mit ihrem räumlichen Kontext in Beziehung gesetzt werden können, um so ihre Bedeutung und Geschichte besser zu verstehen.

Unter dem Stichwort "Spatial Humanities" ist die Auseinandersetzung mit dem Raum in vielen Geistes- und Sozialwissenschaften zu einem zunehmend beachteten Forschungsfeld arriviert. Bei der Erforschung von Inschriften ist diese Beschreibungskategorie allerdings bisher nur unzulänglich kommuniziert worden, obwohl dieser Aspekt einen wichtigen Schlüssel zu ihrer Deutung bietet. Stellt man sich etwa den Innenraum einer mittelalterlichen Kirche mit ihren Inschriften vor, so eröffnet die Untersuchung räumlicher Bezüge zu anderen Objekten und imaginären Betrachterstandpunkten ein Netz neuer inhaltlicher Verknüpfungen von Inschriften untereinander, zur umgebenden Architektur und zur Ausstattung, wie Bildern, Grabmälern und Altären, sowie zur Wahrnehmung des Betrachters. Es ergeben sich daraus vielfältige neue Erkenntnisse über die historische Nutzung des Raums, bestimmte Funktionen einzelner Bereiche, die Aussagekraft der Objekte und über gesellschaftliche Zusammenhänge.