Babenhausen, Schloss (1460)

Bauinschrift auf einer rechteckigen Tafel aus rotem Sandstein. Die Inschrift befindet sich im inneren Schloßhof über dem Eingang des Treppenturms am Ostflügel. Die Schrift ist in fünf vorlinierten Zeilen eingehauen. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen.

Bu. 8 cm. - Gotische Minuskel.

anno d(omi)ni mo cccco lxo a) fe(r)ia secu(n)da / post · festu(m) · s(anc)ti · laure(n)cii · inceptu(m) / est · hoc · oposb) · philips · graue / in · ha(n)uec) · freder(ich) · vo(n) dorfelde(n) · a(m)pt/ma(n) girhart · knobelauch · keller

Im Jahre des Herrn 1460, am Montag nach dem Feste des hl. Laurentius (11. August) ist dieses Werk begonnen worden.

a) mcccc Quartalblätter.
b) Sic!
c) e klein und hochgestellt.

Kommentar

Die Inschrift ist in einer voll entwickelten gotischen Minuskel im Vierlinienschema ausgeführt worden. Die linke Haste des p und der gebrochene Bogen des h sind unter die Grundlinie gezogen, während das g im Zweilinienschema bleibt. Das i ist bei inceptum und bei in als einseitig gezackte i-longa gestaltet. Das k ist aus einer Haste mit drei kurzen Schrägbalken gebildet.

Nachdem im Jahr 1458 die Grafschaft Hanau zwischen Philipp dem Älteren und seinem Neffen Philipp dem Jüngeren geteilt worden war, verlegte Philipp d. Ä. seine Residenz in das ihm zugefallene Babenhausen. (Anmerkung 1) Das bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts errichtete Schloß wurde dafür umgebaut. Die Inschrift belegt den Baubeginn des Ostflügels im Jahr 1460. Weitgehend fertiggestellt war der Umbau im Jahr 1475. (Anmerkung 2)

Friedrich von Dorfelden war ein Sohn des Epchin von Dorfelden und der Gisela Winter von Hersbach. Er ist 1457 als Amtmann zu Windecken belegt und erscheint von 1460 bis 1466 als Amtmann in Babenhausen. Zwischen 1469 und 1478 war er Amtmann des Bornheimer Berges und 1483 und 1491 ist er als Amtmann in Hanau nachweisbar. Er heiratete 1474 Susanna Rüd von Collenberg. (Anmerkung 3) Friedrich führte offenbar zusammen mit dem Keller Gerhard Knoblauch (Anmerkung 4) die Bauaufsicht beim Schloßumbau.

Fußnoten

1) Vgl. dazu Nr. 72.

2) Herchenröder 31f.

3) Humbracht, Stammtafeln 245; Möller, Ortsnamenbuch 33; Meise, Grabplatten der Marienkirche 137f.; Schmidt, Prozesse 122.

4) Zu ihm vgl. Nr. 36. Steiner, Bachgau III 129. – Quartalblätter AF (1889) 99. - Herchenröder, Kdm. 33.

Nachweise

Steiner, Bachgau III 129. – Quartalblätter AF (1889) 99. – Herchenröder, Kdm. 33.

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Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel)

DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 43 (Sebastian Scholz).