Arbeitsstellenbericht 2006

Im Folgenden werden als Auszug aus dem Arbeitsbericht der Kommission und des Vorhabens im Akademie-Jahrbuch die Aktivitäten und Ergebnisse der Projektarbeit im Jahr 2006 präsentiert.

Am 20.11.2006 verstarb Prof. Dr. Richard Klein im Alter von 71 Jahren. Mit seinen beiden monumentalen Werken zur Haltung der westlichen und östlichen Kirchenväter zur Sklaverei (Die Sklaverei in der Sicht der Bischöfe Ambrosius und Augustinus, 1988 und Die Haltung der kappadokischen Bischöfe Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa zur Sklaverei, 2000) und zahlreichen anderen, außerhalb des Akademievorhabens erschienenen Werken zur Sklaverei in Spätantike und frühem Christentum hat er der Erforschung der antiken Unfreiheit nachhaltige Impulse gegeben und das Projekt Forschungen zur antiken Sklaverei tatkräftig gefördert. Zuletzt sind acht Artikel aus seiner Feder im Handwörterbuch der antiken Sklaverei erschienen. Das Projekt verliert mit Richard Klein eine wichtige Stütze, ihm gilt unser ehrendes Andenken.

 

Forschungen zur antiken Sklaverei

Mehrere Bände befinden sich noch in Arbeit.

 

Corpus der römischen Rechtsquellen zur antiken Sklaverei (CRRS)/Forschungen zur antiken Sklaverei – Beiheft 3:

Redaktion und Drucklegung des Manuskripts von Herrn Prof. Dr. Leonard Schumacher: CRRS Teil VI: Stellung des Sklaven im Sakralrecht, XXIII, 124 Seiten. Drucklegung durch den Steiner Verlag, Stuttgart.

 

Bibliographie zur antiken Sklaverei/Forschungen zur antiken Sklaverei – Beiheft 4:

Seit dem Erscheinen der Neuauflage (2003) wurde die Titelaufnahme weiter gepflegt. Insgesamt konnten im Jahr 2006 538 neue Titel verzeichnet sowie bei ca. 500 Titeln Verbesserungen, Ergänzungen und Ähnliches nachgetragen werden.

Die Vorbereitung zu einer Online-Verfügbarkeit der Bibliographie zur antiken Sklaverei in einer Datenbank-Version ist vorangebracht worden. Es ist nun geplant, die in der gedruckten Fassung enthaltenen und die neu hinzugekommenen Beiträge zur antiken Sklaverei ab 2008 über das Internet verfügbar zu machen.

 

Handwörterbuch der antiken Sklaverei:

Das Handwörterbuch wurde vorangebracht durch die Organisation eines Treffens der Fachgebietsherausgeber am 20. Februar, die Überarbeitung und ständige Aktualisierung der Gesamtliste, Gespräche zur technischen Umsetzung durch das Kompetenzzentrum Trier sowie eine Verlagsvereinbarung mit dem Steiner Verlag.

Mittlerweile liegt vom Handwörterbuch der antiken Sklaverei (HAS) die CD-ROM-Lieferung I (2006) vor. Voraussetzung für das Erscheinen war die redaktionelle Bearbeitung von 180 Artikeln (mit ca. 430 Spalten) von 62 Autoren, die Indizierung der vorhanden Artikel, Einspielung in die CD-ROM, Erstellung eines 32-seitigen Benutzerhandbuches sowie Erstellung und Test der ersten Programmversion des HAS durch das Kompetenzzentrum, Trier und die Arbeitsstellen des Projektes.

Die CD-ROM-Lieferung II ist für 2007 vorgesehen, sie wird neben weiteren Artikeln auch Programmerweiterungen enthalten.

Zur Entlastung der Arbeitsstellen übernahm Marcel Simonis als studentische Hilfskraft von Frau Prof. Dr. E. Herrmann-Otto die Koordination der Neueinträge der fertigen oder vergebenen Artikel in die Gesamtliste der Lemmata.

 

Spezialbibliothek

Die Spezialbibliothek wurde um 43 Buchtitel sowie ca. 1.250 Aufsatzkopien ergänzt. Sie enthält insgesamt 11.948 Einheiten (Bücher: 3006; Kopien: 8.942).

Der Bestand ist in seiner Gesamtheit digital erfasst, sämtliche Signaturen können über die Datenbank abgefragt werden. Alle Neuaufnahmen wurden in den entsprechenden Datenbanken und in den herkömmlichen Zettelkatalogen erfasst.

Die bibliographische Datenbank zur antiken Sklaverei verzeichnet inzwischen 12.056 Titel, davon hält die Projektbibliothek 9.185 vor (76 % [Vorjahr: 65 %]). Diese Bestände verteilen sich wie folgt: Bücher: 1.751; Beiträge aus Sammelwerken: 2.784; Aufsätze aus Zeitschriften: 4.650. Seit der Publikation der Bibliographie zur antiken Sklaverei (2003) sind 1.508 neue Titel aufgenommen worden, davon 538 in 2006.

An der Datenbankpflege und der Katalogisierung waren die studentischen Hilfskräfte Marianne Kurucz, Katrin Noll und Devi Scheffer-Boichorst beteiligt.

 

Mitarbeitertagung

Am 9. und 10. Oktober fand turnusgemäß die Tagung der Mitarbeiter der Forschungen zur antiken Sklaverei statt. Dafür kamen etwa 65 Mitarbeiter des Forschungsvorhabens aus sechs europäischen Ländern und Nachwuchswissenschaftler des Trierer Graduiertenkollegs 846 „Sklaverei – Knechtschaft und Frondienst – Zwangsarbeit“ in den Räumen der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur zusammen. Ermöglicht wurde die Zusammenkunft – wie schon 2004 – durch die großzügige Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz e.V. Dafür ist dem Verein zu danken. Erstmals wurde für die Tagung selbst ein thematischer Schwerpunkt gewählt: Menschenhandel in der Antike. In den letzten Jahren ist der Menschenhandel wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen: Kaum ein Tag vergeht, in dem man aus den Medien nicht von gewaltsamer Verschleppung von Kindern und Frauen zum Zweck der Zwangsarbeit und der Zwangsprostitution erfährt. Der Kampf gegen das Human Trafficking hat in der Agenda der nichtstaatlichen Anti-Sklaverei-Organisationen höchste Priorität. Trotz Aktualität und Relevanz sind allerdings Beiträge zu einem historischen Vorläufer, dem antiken Sklavenhandel, eher selten. Ziel der Tagung war es, auf dieses Forschungsdesiderat aufmerksam zu machen und diese Lücke zum Teil aufzuarbeiten. Fünf Vorträge versuchten eine Annäherung an den unzureichend erforschten antiken Sklavenhandel:

Um eine Brücke zwischen dem Menschenhandel in der Antike und der Neuzeit zu schlagen, konnte die Frankfurter Staatsanwältin Annette von Schmiedeberg gewonnen werden, die seit 1997 in der Abteilung für Organisierte Kriminalität arbeitet und dort vorrangig Ermittlungsverfahren im Bereich des organisierten Menschenhandels und andere Verfahren aus dem Rotlichtmilieu bearbeitet. Ausgehend von den gesetzlichen Grundlagen gegen den Menschenhandel berichtete sie von ihrer täglichen Arbeit gegen die organisierte Kriminalität, speziell über die Ausprägungen des modernen Menschenhandels im Rhein-Main-Gebiet. Dem Thema des antiken Sklavenhandels widmeten sich vier Vorträge: Den Menschenhandel aus der Sicht des römischen Rechts behandelte der Salzburger Rechtshistoriker J. Michael Rainer. Ausgehend von den Quellen der Sklaverei hob er dabei vor allem auf die Kaufverträge ab. Thematisiert wurden ferner das Strafrecht zum Menschenhandel. Anders als in heutiger Zeit spielte der Menschenhandel zum Zwecke der Prostitution in den römischen Rechtsquellen jedoch keine gewichtige Rolle. Karl-Wilhelm Welwei, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum, untersuchte in seinem Vortrag Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Folgen von Menschenraub und Deportationen in frühen Kulturen unter besonderer Berücksichtigung des neuassyrischen Reiches, der archaischen Zeit in Hellas und der Wanderungsbewegungen germanischer Völkerschaften. Zum Vergleich wurden Sklavenjagden der Dahome-Krieger in Westafrika im 18. und frühen 19. Jh. herangezogen. Speziell dem Frauenhandel widmete sich der Vortrag von Andrea Binsfeld, Mitarbeiterin im Projekt „Forschungen zur antiken Sklaverei.“ Ausgehend von zwei recht unterschiedlichen Quellengruppen – den Papyrusurkunden und den Schilderungen in den antiken Romanen – entwarf sie ein anschauliches Bild des Frauenhandels ausgehend von der Herkunft der Sklavinnen, den Handelsrouten, von Preisen und Alter der Frauen bis hin zu den Sklavenhändlern und den Arbeitsbereichen der verhandelten Frauen. Heikki Solin, Professor für Lateinische Philologie an der Universität von Helsinki, kommentierte die Herkunft der römischen Sklaven aufgrund seiner eigenen Forschungen zu den griechischen Personennamen sowie neuerer Forschungen. Das zu diesem Thema gesammelte Material erlaubt zwar keine statistischen Schlüsse, kann aber ungefähre Einschätzungen ermöglichen, so dass man eine Vorstellung vom Verhältnis der sprachlichen Zugehörigkeit des Namens und der Herkunft seines Trägers gewinnen kann. Die anregenden Diskussionen im Plenum und in Einzelgesprächen machten nochmals die Relevanz der Forschungen zur antiken Sklaverei auch für heutige Situationen und Themen deutlich. Um die Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist eine Publikation der Beiträge für die erste Hälfte des Jahres 2007 vorgesehen.

Für die Vernetzung der verschiedenen Projektbereiche und für die Einbindung von Nachwuchswissenschaftlern in die Sklavereiforschung erwies sich die Mitarbeitertagung zum wiederholten Male als fruchtbar und notwendig.

Tagungsprogramm

Tagungsvorträge


Evaluierung

Die Bewertung der auswärtigen Projektgutachter und die Stellungnahme der Akademie ist 2006 im Ausschuss Forschungsförderung der Bund-Länder-Kommission (BLK) abschließend beraten und bestätigt worden. Damit ist die Evaluation des Projektes erfolgreich zum Abschluss gebracht worden.

 

Sonstige Tätigkeiten

Kontakte zu den Sklaverei-Forschungszentren im In- und Ausland wurden gepflegt: Trier (Graduiertenkolleg 846 „Sklaverei – Knechtschaft und Frondienst – Zwangsarbeit“), Nottingham (ISOS), Kasan und Besançon (GIREA).

Die Finanzierungsanträge für die Table Ronde Antike Sklaverei (TRAS) in Edinburgh wurden erfolgreich unterstützt. Die erste Table Ronde mit Beteiligung deutsch-, französisch- und englischsprachiger Sklavenforscher ist für den 14.-16. September 2007 geplant.

Mit dem Steiner Verlag wurden die bisherigen Verlagsvereinbarungen für die Forschungen zur antiken Sklaverei (Hauptreihe und Beihefte) und die Übersetzungen ausländischer Arbeiten zur antiken Sklaverei überarbeitet und in eine neue Vertragsform gebracht.

Im Jahrbuch der historischen Forschung 2005 der Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland (AHF) (München 2006) wurde ein Forschungsbericht der Kommission für Geschichte des Altertums veröffentlicht (S. 17-23). Er umfasst die Forschungen zur antiken Sklaverei (S. 18-22) und die Fundmünzen der Antike (22f.).

Zum Aufbau einer Bilddatenbank zur antiken Sklaverei wurde vom Forschungsfonds der Universität Trier eine Anschubfinanzierung bewilligt. Die technische Umsetzung wird vom Kompetenzzentrum Trier betreut und vom SFB 600 der Universität Trier beratend unterstützt. An der Pflege der Datenbank ist Frau Martina Raschke als studentische Hilfskraft beteiligt.

Das Projekt hat sich bei verschiedenen Gelegenheiten öffentlich präsentiert: 26. Januar: Tagung des Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur des Landtages Rheinland-Pfalz; 25. Juli: Besuch von Herrn Udo Corts, Minister für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen.

 

 

Stand: 28. Juni 2013