Nora Bossong erhält den Joseph-Breitbach-Preis 2020 - Verleihung virtuell

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Die Stiftung Joseph Breitbach und die Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz verleihen Nora Bossong den Joseph-Breitbach-Preis 2020 für ihr literarisches Gesamtwerk. Am Freitag, den 25. September wurde die Verleihung live übertragen (Verleihung hier nachschauen). Am Vorabend, dem 24. September hat die Preisträgerin in der Buchhandlung Reuffel gelesen (Lesung hier nachschauen).

In Nora Bossongs Werk wird besichtigt, wie es zu unserem Zeitalter kam. Die Protagonisten ihrer Romane sind Männer und Frauen, in deren Hände die Welt gelegt ist: Ein Diplomat in ›Webers Protokoll‹ (2009), ein Textilfabrikant und seine Tochter in ›Gesellschaft mit beschränkter Haftung‹ (2012), ein Historiker in ›36,9º‹ (2015), eine Mitarbeiterin der UN in ›Schutzzone‹ (2019). Aus genauer Metierkenntnis entrollt die Autorin Psychogramme von Menschen, die als Individuen unsere Anteilnahme gewinnen, als prototypische Leistungsträger den Schrecken vermehren: Ihre Ohnmacht schafft Fakten. In die Zukunft retten sie nur ihre Selbstbilder und privaten Obsessionen. In ihren drei Gedichtbänden verbinden sich solche Gemengelagen mit Zärtlichkeit für Tier und Pflanze und die Beharrungskräfte von Provinz und Religion.

Die Jury würdigt mit ihr »eine Poetin, die ihre eminenten Möglichkeiten zur Versprachlichung von Welt als Verpflichtung nimmt, sich den grossen Themen zu stellen. Durch die Irrungen und Wirrungen eines eurozentrischen Jahrhunderts, das an den Nullpunkt seiner Weisheit gekommen ist, lässt sie uns schauen auf die Schwäche, die es zusammenhielt. Ihr Werk, in dem sich analytische Brillanz und sinnliche Evokationskraft gegenseitig befeuern, moralisiert nicht, nimmt am grassierenden Rechthaben nicht teil und erscheint doch in jeder Zeile politisch. Wiewohl illusionslos, ist es nie ohne Liebe, und beinahe hinterrücks voll Humor.«

Der Preis ist mit 50.000 € dotiert. Die Verleihung ist für den 25. September 2020 in Koblenz vorgesehen, aufgrund der epidemiologischen Situation wird es einen Livestream um 18 Uhr geben, der auf den Seiten der Akademie übertragen wird.

Nora Bossong wurde 1982 in Bremen geboren. Sie studierte in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut und an der Humboldt-Universität in Berlin Philosophie und Komparatistik. Für ihr Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Peter Huchel-Preis, dem Roswitha Preis (2016), dem Kranichsteiner Literaturpreis (2019), dem Wilhelm-Lehmann-Preis (2020) und dem Thomas-Mann-Preis (2020).

Bisherige Preisträger:
Hans Boesch, Friedhelm Kemp, Brigitte Kronauer (1998); Reinhard Jirgl, Wolf Lepenies, Rainer Malkowski (1999); Ilse Aichinger, W.G. Sebald, Markus Werner (2000); Thomas Hürlimann, Ingo Schulze, Dieter Wellershoff (2001); Elazar Benyoëtz, Erika Burkart, Robert Menasse (2002); Christoph Meckel, Herta Müller, Harald Weinrich (2003); Raoul Schrott (2004); Georges-Arthur Goldschmidt (2005); Wulf Kirsten (2006); Friedrich Christian Delius (2007); Marcel Beyer (2008); Ursula Krechel (2009); Michael Krüger (2010); Hans Joachim Schädlich (2011); Kurt Flasch (2012); Jenny Erpenbeck (2013); Navid Kermani (2014); Thomas Lehr (2015); Reiner Stach (2016); Dea Loher (2017); Arno Geiger (2018); Thomas Hettche (2019).

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