Projektbeschreibung

[Eine erste Betaversion der Projektwebseite finden Sie unter: https://liberepistolarum.mni.thm.de]

Gegenstand des seit März 2020 geförderten Forschungsvorhabens ist die digitale Edition der Briefe der Benediktinerin und Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Diese liegen, wenn man von der Streuüberlieferung absieht, in sechs Sammlungen vor, die aus dem räumlichen und zeitlichen Umfeld Hildegards stammen.  Unter ihnen nimmt der sogenannte Riesenkodex (Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain Hs 2) eine besondere Stellung ein, da er ein zu einem theologischen Werk komponiertes Buch der Briefe (Liber epistolarum) bietet. Dem aktuellen Forschungsstand zufolge kommt dieser Fassung der Briefsammlung aus zwei Gründen eine herausragende Position zu. Zum einen wird der Liber epistolarum in der mittelalterlich-neuzeitlichen Hildegard-Rezeption als ein den Visionsschriften gleichrangiges Werk angesehen. Zum anderen gilt er als Ausgabe letzter Hand, ist er doch zu Hildegards Lebzeiten entsprechend ihren Vorstellungen von ihren Mitarbeitern aus dem Gesamt ihrer Briefe gestaltet worden.

Das vorliegende dfg-geförderte Forschungsvorhaben präsentiert dieses Werk zum ersten Mal in einer Edition. Anders als die vorhandene kritische Edition der Briefe Hildegards von van Acker/Klaes (1993-2001), die auf eine Rekonstruktion der tatsächlich erfolgten Korrespondenz abzielt, dabei aber die Überlieferungsstufen vermischt, konzentriert sich das vorliegende Projekt mit dem Liber epistolarum des Riesenkodex auf die letzte und zugleich von Hildegard autorisierte Gestalt der Überlieferung ihrer Briefe. Infolgedessen werden die einzelnen Briefe dieser Sammlung als Teile einer theologisch-literarischen Komposition gewichtet und nicht als Zeugen eines Briefwechsels, der sich historisch ereignet hat. 

Die digitale Edition der Briefe Hildegards dient als Grundlage verschiedener Ansichten und Exportformate sowie einer gedruckten Ausgabe. Alle Versionen und Ausgaben werden unter freien Lizenzen (CC BY) erscheinen. Die Buchpublikation erfolgt in der auch international renommierten Reihe “Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters. Neue Folge” des Aschendorff Verlags (Münster).

Projektrelevante Handschriften

Datenpublikation zum Überlieferungsmodell aus zenodo