›AutoThür‹ – digitale Edition autobiographischer Texte aus Thüringer Leichenpredigten

Ausschnitt aus einem Personennetzwerk-Graph in ›AutoThür‹

Die Forschungsstelle für Personalschriften der Akademie der Wissenschaften und der Literatur hat am 23. Juli 2013 auf ihrer Website ein neues Modul online gestellt: eine digitale Edition autobiographischer Texte aus Thüringer Leichenpredigten, kurz ›AutoThür‹ genannt. Diese Lebensläufe unterscheiden sich von nicht-autobiographischen Personalia durch ihre individuellen Akzentsetzungen und lassen persönliche Erfahrungen, Erwartungen und Wertungen ihrer Autoren erkennen. Darin liegt ihr besonderer Quellenwert. Weil sie einen bestimmten Umfang nicht überschreiten durften, waren ihre Verfasser gezwungen, sich bei ihrer Lebensgeschichte kurz zu fassen und ihrem autobiographischen Gedächtnis Ereignisse zu entnehmen und darzustellen, die ihr Leben besonders geprägt hatten.
Die Edition dieser Selbstzeugnisse mit Scans der Originale und Transkriptionen ist nicht nur durch zwei Register, sondern auch durch drei visuelle interaktive Zugänge erschlossen, die den Nutzern verschiedene Perspektiven auf die Texte eröffnen. Eine Zeitleiste veranschaulicht die chronologische Dimension eines Lebenslaufes. Eine Karte mit den Lebensstationen des Verfassers steckt den Raum ab, in dem sich sein Leben abspielte. Ein interaktiver Graph bildet das soziale Netzwerk ab, das er in seiner Autobiographie aufspannt.
Mit der digitalen Edition dieser wertvollen Quellen leistet die Forschungsstelle einen wichtigen Beitrag zur Ermittlung, Erschließung und Bereitstellung von Selbstzeugnissen aus der Frühen Neuzeit für die historische Forschung.

Seit 1976 katalogisiert die Forschungsstelle für Personalschriften an der Philipps-Universität Marburg Leichenpredigten. Diese biographischen Quellen – zwischen 1550 und 1750 entstanden – gehören zur Gattung der Personalschriften, also zu den Schriften, die u. a. zu Geburtstagen, Hochzeiten und zum Tod eines Menschen verfasst und gedruckt wurden. Die Forschungsstelle liefert die Grundlage für zahlreiche Untersuchungen der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen, für Historiker ebenso wie z. B. für Germanisten oder Theologen. Mittlerweile hat sich die Forschungsstelle zu einem Archiv, einer Serviceeinrichtung und einem Kompetenzzentrum für Personalschriften entwickelt.

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